Auf einen Klavierspieler von Eduard Mörike

Hört ihn und seht sein dürftig Instrument!
Die alte, klepperdürre Mähre,
An der ihr jede Rippe zählen könnt,
Verwandelt sich im Griffe dieses Knaben
Zu einem Pferd von wilder, edler Art,
Das in Arabiens Glut geboren ward!
Es will nicht Zeug, noch Zügel haben,
Es bäumt den Leib, zeigt wiehernd seine Zähne,
Dann schüttelt sich die weiße Mähne,
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Wie Schaum des Meers zum Himmel spritzt,
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Bis ihm, besiegt von dem gelaßnen Reiter,
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Im Aug die bittre Träne blitzt
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O horch! nun tanzt es sanft auf goldner Töne Leiter!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Auf einen Klavierspieler“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf einen Klavierspieler“ wurde von Eduard Mörike verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Lyriker der Romantik, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, genauer von 1804 bis 1875, lebte.

Beim ersten Lesen fallen sofort die starken bildhaften Vergleiche auf. Das Gedicht legt nahe, dass das Klavierspielen des im Titel genannten Klavierspielers eine intensive und emotionale Erfahrung ist.

Im Inhalt des Gedichts vergleicht Mörike das Klavier des Musikers mit einem alten, ausgemergelten Pferd, das sich jedoch unter den Händen des Spielers in ein wildes, edles Pferd verwandelt, das in der Glut Arabiens geboren wurde und eine überwältigende Kraft und Lebendigkeit ausstrahlt. Es ist ein unzähmbares Wesen, das den Leib bäumt und seine Zähne zeigt, und dessen Mähne wie der Schaum des Meeres zum Himmel spritzt, bis es schließlich von dem gelassenen Reiter, dem Klavierspieler, gebändigt wird. Schließlich tanzt das Pferd, das Klavier, sanft auf der Leiter der goldenen Töne.

Was das lyrische Ich sagen will, scheint eine Hommage an die künstlerische Meisterschaft im Kontext der Musik zu sein, insbesondere im Bezug auf das Klavierspiel. Mörike gelingt es, die Fähigkeit des Musikers, ein einfaches Instrument in eine Quelle immenser kreativer und emotionaler Ausdruckskraft zu verwandeln, plastisch zu schildern.

Die Form des Gedichts besteht aus dreizehn Versen, die in einer Strophe angeordnet sind. Es gibt keinen offensichtlichen Reimschema, was auf eine freie Versform schließen lässt. Mörikes Sprache ist reich an metaphorischen und bildlichen Beschreibungen, die dazu dienen, die Leidenschaft und Vitalität des Klavierspiels zu vermitteln. Es ist bemerkenswert, wie er ein nüchternes, physisches Instrument – das Klavier – mit einem lebendigen, freien und wilden Tier – dem arabischen Pferd – vergleicht, um die Intensität der musikalischen Darbietung des Klavierspielers zu verdeutlichen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Auf einen Klavierspieler“ des Autors Eduard Mörike. Im Jahr 1804 wurde Mörike in Ludwigsburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1820 und 1875. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 88 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Nimmersatte Liebe“, „Lose Ware“ und „Gesang Weylas“ sind weitere Werke des Autors Eduard Mörike. Zum Autor des Gedichtes „Auf einen Klavierspieler“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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