Liebesglück von Eduard Mörike

Wenn Dichter oft in warmen Phantasieen,
Von Liebesglück und schmerzlichem Vergnügen,
Sich oder uns, nach ihrer Art, belügen
So sei dies Spielwerk ihnen gern verziehen.
 
Mir aber hat ein gütger Gott verliehen,
Den Himmel, den sie träumen, zu durchfliegen,
Ich sah die Anmut mir im Arm sich schmiegen,
Der Unschuld Blick von raschem Feuer glühen.
 
Auch ich trug einst der Liebe Müh und Lasten,
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Verschmähte nicht den herben Kelch zu trinken,
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Damit ich seine Lust nun ganz empfinde.
 
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Und dennoch gleich ich jenen Erzphantasten:
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Mir will mein Glück so unermeßlich dünken,
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Daß ich mir oft im wachen Traum verschwinde.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Liebesglück“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Der Verfasser des Gedichts „Liebesglück“ ist Eduard Mörike, einer der bedeutendsten deutschen Lyriker des 19. Jahrhunderts, geboren im Jahr 1804 und verstorben im Jahr 1875. Daher kann das Gedicht der Epoche des Biedermeier bzw. dem Realismus zugeordnet werden.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht eine klassische Liebeslyrik, die Gefühle voller Wärme, Sehnsucht und Glück ausdrückt. Jedoch erfährt man beim genauen Lesen - es ist auch eine kritische Analyse des Dichtens und der Dichter selbst, insbesondere wenn es um die Darstellung von Liebe und Begehren geht.

Das lyrische Ich beginnt in den ersten vier Versen damit, die Dichter zu kritisieren, die in „warmen Phantasien“ über das „Liebesglück und schmerzlichem Vergnügen“ schreiben und damit sich oder die Leser belügen. Damit wird eine Entfernung zwischen der poetischen Illusion und der erlebten Realität angedeutet.

In der zweiten Strophe hebt das lyrische Ich hervor, dass er im Gegenteil genau jenes 'Liebesglück' erfahren hat, über das die Dichter nur phantasierend schreiben. Er hat die Anmut in seinen Armen gehalten und den „Blick von raschem Feuer“ der Unschuld gesehen.

In der dritten Strophe wird dann nochmals das Leid, die 'Liebe Müh und Lasten' thematisiert, durch das das lyrische Ich gegangen ist - er „verschmähte nicht den herben Kelch zu trinken“. Doch gerade diese Erfahrung ermöglicht es ihm nun, die „Lust“ der Liebe voll zu empfinden.

In der abschließenden vierten Strophe wird jedoch eine Ironie eingebaut: Obwohl er diese „echte“ Liebe erlebt, fühlt er sich dennoch den „Erzphantasten“, den dichtenden Träumern sehr ähnlich, da sein Glück so groß ist, dass er sich oft selbst im „wachen Traum“ verliert.

Das Gedicht hat eine klare und recht traditionelle Form mit Strophen von jeweils drei bis vier Versen und einem durchgehenden, recht geordneten Versmaß. Die Sprache ist elegant und poetisch, ohne jedoch übermäßig komplex oder schwierig zu sein. Zahlreiche Metaphern und Symbole, wie der „Blick von raschem Feuer“ oder „der herbe Kelch“, bereichern die Sprache und machen das Gedicht zu einem Genuss beim Lesen. Zusammenfassend kann man sagen, dass „Liebesglück“ ein Gedicht ist, das auf vielen Ebenen gelesen und interpretiert werden kann, von der einfachen Liebesgeschichte bis zur komplexen Reflexion über die Beziehung zwischen Dichtung und Wirklichkeit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Liebesglück“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Eduard Mörike. Der Autor Eduard Mörike wurde 1804 in Ludwigsburg geboren. Zwischen den Jahren 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Biedermeier zuordnen. Der Schriftsteller Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 99 Worte. Weitere Werke des Dichters Eduard Mörike sind „Im Frühling“, „Septembermorgen“ und „Nimmersatte Liebe“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Liebesglück“ weitere 171 Gedichte vor.

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