Nixe Binsefuß von Eduard Mörike
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Des Wassermanns sein Töchterlein |
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Tanzt auf dem Eis im Vollmondschein, |
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Sie singt und lachet sonder Scheu |
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Wohl an des Fischers Haus vorbei. |
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»Ich bin die Jungfer Binsefuß, |
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Und meine Fisch wohl hüten muß, |
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Meine Fisch die sind im Kasten. |
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Sie haben kalte Fasten; |
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Von Böhmerglas mein Kasten ist, |
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Da zähl ich sie zu jeder Frist. |
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Gelt, Fischermatz? gelt, alter Tropf |
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Dir will der Winter nicht in Kopf? |
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Komm mir mit deinen Netzen! |
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Die will ich schön zerfetzen! |
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Dein Mägdlein zwar ist fromm und gut, |
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Ihr Schatz ein braves Jägerblut. |
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Drum häng ich ihr, zum Hochzeitstrauß, |
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Ein schilfen Kränzlein vor das Haus, |
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Und einen Hecht, von Silber schwer, |
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Er stammt von König Artus her, |
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Ein Zwergen-Goldschmieds-Meisterstück, |
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Wer's hat, dem bringt es eitel Glück: |
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Er läßt sich schuppen Jahr für Jahr, |
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Da sind's fünfhundert Gröschlein bar. |
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Ade, mein Kind! Ade für heut! |
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Der Morgenhahn im Dorfe schreit.« |
Details zum Gedicht „Nixe Binsefuß“
Eduard Mörike
5
26
145
1804 - 1875
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Der Autor des vorliegenden Gedichtes ist Eduard Mörike, ein bedeutender deutscher Lyriker der Romantik, was es zeitlich in das 19. Jahrhundert einordnet.
Beim ersten Lesen sticht besonders die mythologische Thematik des Gedichts hervor, die durch den Bezug auf mystische Wesen wie die Nixe und den Wassermann erzeugt wird. Diese verleihen dem Gedicht eine märchenhafte und geheimnisvolle Atmosphäre.
Inhaltlich erzählt das Gedicht von der Nixe Binsefuß, der Tochter des Wassermanns, die auf dem Eis im Vollmondschein vor dem Haus eines Fischers tanzt und singt. Sie gibt sich als Hüterin ihrer Fische zu erkennen und macht sich lustig über den Fischer, dem sie droht, seine Netze zu zerstören. Des Weiteren erwähnt sie das Mägdlein des Fischers und dessen Jägergeliebte, denen sie zum Hochzeitstag ein Geschenk macht. Schließlich verabschiedet sie sich, als der Morgen anbricht.
Das lyrische Ich, hier die Nixe Binsefuß, will ihre Freiheit und Unabhängigkeit betonen. Sie stellt sich als Hüterin ihrer Fische dar und bedroht den Fischer, der ihre Schützlinge mit seinen Netzen gefährdet. Dies zeigt ihre Macht und Unerschrockenheit. Gleichzeitig zeigt sie Großzügigkeit und eine spielerische Seite, als sie den Liebenden ein Geschenk macht.
In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl und weist keinen regelmäßigen Reim auf. Die Sprache ist archaisch und märchenhaft, passend zur mystischen Thematik des Gedichts. Beispielsätze wie „Von Böhmerglas mein Kasten ist…“ oder „Er stammt von König Artus her…“ tragen zur atmosphärischen Dichte bei. Die Anrede und Interaktion mit dem Fischer und dem Mägdlein schafft eine direkte, lebendige Kommunikation. Das lyrische Ich nutzt diese Form der direkten Ansprache, um ihre Gefühle und Absichten unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen. Zusammenfassend ist das Gedicht eine unterhaltsame Darstellung von Mut, Ironie und Großzügigkeit des lyrischen Ichs in der Gestalt der Nixe Binsefuß gegenüber den Menschen.
Weitere Informationen
Eduard Mörike ist der Autor des Gedichtes „Nixe Binsefuß“. Geboren wurde Mörike im Jahr 1804 in Ludwigsburg. Zwischen den Jahren 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 145 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 26 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Eduard Mörike sind „Elfenlied“, „Er ist’s“ und „Gebet“. Zum Autor des Gedichtes „Nixe Binsefuß“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.
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