Die Elemente von Eduard Mörike
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Hê gar apokaradokia tês ktiseôs |
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tên apokalypsin tôn hyiôn tou theou |
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apekdechetai. |
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Paulus a. d. Röm. 8, 19 |
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Am schwarzen Berg da steht der Riese, |
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Steht hoch der Mond darüber her; |
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Die weißen Nebel auf der Wiese |
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Sind Wassergeister aus dem Meer: |
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Ihrem Gebieter nachgezogen |
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Vergiften sie die reine Nacht, |
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Aus deren hoch geschwungnem Bogen |
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Das volle Heer der Sterne lacht. |
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Still schaut der Herr auf seine Geister |
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Die Faust am Herzen fest geballt; |
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Er heißt der Elemente Meister, |
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Heißt Herr der tödlichen Gewalt; |
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Ein Gott hat sie ihm übergeben, |
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Ach, ihm die schmerzenreichste Lust! |
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Und namenlose Seufzer heben |
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Die ehrne, göttergleiche Brust. |
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Die Keule schwingt er jetzt, die alte, |
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Vom Schlage dröhnt der Erde Rund, |
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Dann springt durch die gewaltge Spalte |
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Der Riesenkörper in den Grund. |
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Die fest verschloßnen Feuer tauchen |
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Hoch aus uraltem Schlund herauf, |
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Da fangen Wälder an zu rauchen |
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Und prasseln wild im Sturme auf. |
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Er aber darf nicht still sich fühlen, |
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Beschaulich im verborgnen Schacht, |
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Wo Gold und Edelsteine kühlen, |
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Und hellen Augs der Elfe wacht: |
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Brünstig verfolgt er, rastlos wütend, |
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Der Gottheit grauenvolle Spur, |
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Des Busens Angst nicht überbietend |
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Mit allen Schrecken der Natur. |
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Soll er den Flug von hundert Wettern |
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Laut donnernd durcheinanderziehn, |
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Des Menschen Hütte niederschmettern, |
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Aufs Meerschiff sein Verderben sprühn, |
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Da will das edle Herz zerreißen, |
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Da sieht er schrecklich sich allein; |
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Und doch kann er nicht würdig heißen, |
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Mit Göttern ganz ein Gott zu sein. |
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Noch aber blieb ihm eine Freude, |
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Nachdem er Land und Meer bewegt, |
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Wenn er bei Nacht auf öder Heide |
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Die Sehnsucht seiner Seele pflegt. |
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Da hängen ungeheure Ketten |
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Aus finstrem Wolkenraum herab, |
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Dran er, als müßten sie ihn retten, |
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Sich schwingt zum Himmel auf und ab. |
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Dort weilen rosige Gestalten |
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In heitern Höhen, himmlisch klar, |
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Und fest am goldnen Ringe halten |
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Sie schwesterlich das Kettenpaar; |
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Sie liegen ängstlich auf den Knieen |
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Und sehen sanft zum wilden Spiel, |
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Und wie sie im Gebete glühen, |
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Löst, wie ein Traum, sich sein Gefühl. |
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Denn ihr Gesang tönt mild und leise, |
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Er rührt beruhigend sein Ohr: |
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O folge harmlos deiner Weise, |
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Dazu Allvater dich erkor! |
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Dem Wort von Anfang mußt du trauen, |
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In ihm laß deinen Willen ruhn! |
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Das Tiefste wirst du endlich schauen, |
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Begreifen lernen all dein Tun. |
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Und wirst nicht länger menschlich hadern, |
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Wirst schaun der Dinge heilge Zahl, |
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Wie in der Erde warmen Adern, |
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Wie in dem Frühlingssonnenstrahl, |
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Wie in des Sturmes dunkeln Falten |
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Des Vaters göttlich Wesen schwebt |
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Den Faden freundlicher Gewalten |
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Das Band geheimer Eintracht webt. |
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Einst wird es kommen, daß auf Erden |
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Sich höhere Geschlechter freun, |
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Und heitre Angesichter werden |
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Des Ewigschönen Spiegel sein, |
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Wo aller Engelsweisheit Fülle |
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Der Menschengeist in sich gewahrt, |
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In neuer Sprachen Kinderhülle |
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Sich alles Wesen offenbart. |
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Und auch die Elemente mögen |
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Die gottversöhnten, jede Kraft |
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In Frieden auf und nieder regen, |
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Die nimmermehr Entsetzen schafft; |
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Dann, wie aus Nacht und Duft gewoben, |
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Vergeht dein Leben unter dir, |
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Mit lichtem Blick steigst du nach oben, |
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Denn in der Klarheit wandeln wir. |
Details zum Gedicht „Die Elemente“
Eduard Mörike
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490
1804 - 1875
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Elemente“ wurde von Eduard Mörike verfasst, einem bedeutenden Dichter der deutschen Romantik, der von 1804 bis 1875 lebte.
Schon beim ersten Lesen fällt die zentrale Rolle der Naturgewalten auf, wobei der menschliche Bezugspunkt in dieser beeindruckenden, ungezähmten Natur scheinbar eher eine untergeordnete Rolle spielt.
Inhaltlich sieht man in den ersten beiden Strophen die apokalyptische Darstellungen zu Macht und Kraft der Elemente, symbolisiert durch den Riesen. Im Verlauf des Gedichts wird der Riese als Herr der Elemente dargestellt, der aus einer Mischung aus Lust und Schmerz über die Naturgewalten herrscht. Sowohl seine machtvolle Erscheinung als auch seine Zerstörungskraft erzeugen Furcht und Bewunderung zugleich. Doch trotz aller Macht erfährt der Riese auch Einsamkeit und Schmerz, denn er sieht sich nicht als einen Gott, obwohl er gottgleiche Kräfte besitzt.
In der Form des Gedichts bemerkt man eine strenge Struktur. Die Sprache des Gedichts ist wiederum sehr bildlich und eindrücklich. Das lyrische Ich verwendet durchweg konkrete Natur- und Elementesymbole (Feuer, Erde, Wasser, Luft), um die Macht und das Wesen des Riesen zu beschreiben.
Zum Ende hin wird das Gedicht optimistischer: Eine göttliche Harmonie und eine höhere Ordnung der Dinge werden angedeutet. Es wird eine Zukunftsvision skizziert, in der Mensch und Naturgewalt in Frieden koexistieren, ein Ausdruck von Mörikes Hoffnung auf eine bessere Welt.
Insgesamt spiegelt das Gedicht Mörikes lyrische Auseinandersetzung mit der Macht und Wucht der Naturgewalten wider, gepaart mit philosophischen Überlegungen zu Gut und Böse, Macht und Ohnmacht, Hoffnung und Verzweiflung. Dabei hebt der Dichter die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur hervor und plädiert für einen harmonischen Umgang beider. Auch der Gedanke der Notwendigkeit von Entwicklung und Veränderung findet sich in dem Gedicht wieder.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die Elemente“ ist Eduard Mörike. Der Autor Eduard Mörike wurde 1804 in Ludwigsburg geboren. In der Zeit von 1820 bis 1875 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 490 Wörter. Es baut sich aus 13 Strophen auf und besteht aus 92 Versen. Weitere Werke des Dichters Eduard Mörike sind „Auf eine Christblume“, „Hülfe in der Not“ und „Pastoralerfahrung“. Zum Autor des Gedichtes „Die Elemente“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.
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