Neue Liebe von Eduard Mörike

Kann auch ein Mensch des andern auf der Erde
Ganz, wie er möchte, sein?
In langer Nacht bedacht ich mir's, und mußte sagen, nein!
 
So kann ich niemands heißen auf der Erde,
Und niemand wäre mein?
Aus Finsternissen hell in mir aufzückt ein Freudenschein:
 
Sollt ich mit Gott nicht können sein,
So wie ich möchte, mein und dein?
Was hielte mich, daß ich's nicht heute werde?
 
10 
Ein süßes Schrecken geht durch mein Gebein!
11 
Mich wundert, daß es mir ein Wunder wollte sein,
12 
Gott selbst zu eigen haben auf der Erde!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Neue Liebe“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
90
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Neue Liebe“ wurde von Eduard Mörike verfasst, der von 1804 bis 1875 lebte. Dadurch kann das Werk in die Epoche des Biedermeier und Realismus eingeteilt werden.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass das lyrische Ich mit existentiellen Fragen zu individueller Freiheit und göttlicher Gegenwart ringt.

Inhaltlich geht es darum, dass das lyrische Ich zunächst die Frage stellt, ob ein Mensch völlig so sein kann, wie er möchte - und als Antwort darauf „nein“ feststellt. Das lyrische Ich – offenbar enttäuscht von menschlichen Beziehungen – kommt zu dem Schluss, dass es niemandem gehört und auch niemand ihm gehören kann. Trotz dieser scheinbar hoffnungslosen Haltung taucht in der Finsternis plötzlich ein Licht auf, ein „Freudenschein“. Der Wendepunkt liegt in der Frage, ob es nicht möglich wäre, mit Gott so zu sein, wie das lyrische Ich es möchte. Das Gedicht endet mit der erstaunten und zugleich begeisterten Feststellung, dass es eigentlich kein Wunder sein müsste, Gott selbst zu eigen zu haben.

Mörikes Gedicht ist in vier Strophen mit je drei Versen strukturiert, was eine klare, knappe Form bietet. In jedem Vers findet sich eine Frage oder eine Aussage, die jeweils auf ein tiefes Nachdenken und Ringen hinweisen. Die Sprache ist einfach, aber tiefgründig. Sie verbindet Alltagssprache mit philosophischen und theologischen Fragen, was Mörikes Fähigkeit zeigt, komplexe Gedanken in einfacher Sprache auszudrücken.

Das „Neue Liebe“ ist also keine typische Liebeslyrik, sondern befasst sich mit der Sucht nach eigenständiger Existenz und identifiziert die Beziehung zu Gott als eine Möglichkeit der vollständigen Selbstverwirklichung. Des Weiteren zeigt es Mörikes Auseinandersetzung mit den Grenzen der menschlichen Freiheit und den Möglichkeiten der göttlichen Präsenz.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Neue Liebe“ ist Eduard Mörike. Der Autor Eduard Mörike wurde 1804 in Ludwigsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Biedermeier zuordnen. Bei Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 90 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Frühling“, „Septembermorgen“ und „Nimmersatte Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Neue Liebe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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