Lammwirts Klagelied von Eduard Mörike

Da droben auf dem Markte
Spazier ich auf und ab,
Den ganzen lieben langen Tag,
Und schaue die Straße hinab.
 
Es steht ein Regenbogen
Wohl über jenem Haus,
Mein Schild ist eingezogen,
Ein andrer hangt heraus.
 
Heraus hangt über der Türe
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Ein Hahn mit rotem Kamm;
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Als ich die Wirtschaft führte,
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Da war es ein goldenes Lamm.
 
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Mein Schäflein wohl zu scheren,
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Ich sparte keine Müh,
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Ich bin heruntergekommen,
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Und weiß doch selber nicht wie.
 
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Nun läuft es mit Köchen und Kellnern
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Im ganzen Hause so voll,
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Ich weiß nicht, wem ich von allen
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Zuerst den Hals brechen soll.
 
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Da kommen drei Chaisen gefahren!
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Der Hausknecht springt in die Höh.
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Vorüber, ihr Rößlein, vorüber,
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Dem Lammwirt ist gar so weh!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Lammwirts Klagelied“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
120
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Lammwirts Klagelied“ stammt von Eduard Mörike, einem deutschen Lyriker der Romantik, der von 1804 bis 1875 lebte. Es fällt damit in die Epoche des 19. Jahrhunderts.

Das epische Gedicht handelt von einem Lammwirt, der sein Geschäft verloren hat und im Zuge dessen seine Lebenssituation und seinen Niedergang beklagt. Er wandelt auf dem Marktplatz umher, wo er einst Besitzer eines Gasthauses war, das jetzt von jemand anderem geführt wird, symbolisiert durch das neue Schild, den roten Hahn, das das goldene Lamm ersetzt hat. Er ist nicht in der Lage zu verstehen, wie er zu diesem Tiefpunkt gekommen ist, obwohl er sich immer bemüht hat, sein Geschäft gut zu führen (symbolisiert durch das Scheren des Schäfleins). Der nun belebte Marktplatz macht ihn wütend und traurig, und schließlich drückt er seine Hoffnungslosigkeit und Trauer aus, als eine Kutsche vorbeifährt ohne anzuhalten.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus sechs 4-Zeilen-Strophen, bei dem sich jeweils der zweite und vierte Vers reimen. Dies unterstützt die melancholische Stimmung des Gedichtes. Der Reim, Rhythmus und die einfache Sprache des Gedichts sorgen für einen gewissen Fluss beim Vorlesen und machen die Gefühle und Aussagen des lyrischen Ichs greifbarer.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und klar, aber gleichzeitig sehr bildhaft. Sie vermittelt die Gefühle des Ichs auf sehr direkte Weise und schafft gleichzeitig Raum für Interpretationen. Die Verwendung von Symbolen wie dem „Lamm“ und dem „Hahn“ verdeutlichen den Wechsel der Führung des Gasthauses und die damit einhergehende Veränderung der Lebenssituation des lyrischen Ichs.

Insgesamt lässt das Gedicht tief blicken in die Gefühlswelt des lyrischen Ichs und spielt dabei geschickt mit Symbolen und sprachlichen Bildern. Es eröffnet so einen einzigartigen Zugang zu den emotionalen Dimensionen von Verlust, Niedergang und Selbstzweifel.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Lammwirts Klagelied“ des Autors Eduard Mörike. Mörike wurde im Jahr 1804 in Ludwigsburg geboren. Zwischen den Jahren 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Mörike handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 120 Worte. Der Dichter Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Gebet“, „Im Frühling“ und „Septembermorgen“. Zum Autor des Gedichtes „Lammwirts Klagelied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 171 Gedichte vor.

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