Der Tambour von Eduard Mörike

Wenn meine Mutter hexen könnt
Da müßt sie mit dem Regiment,
Nach Frankreich, überall mit hin,
Und wär die Marketenderin.
Im Lager, wohl um Mitternacht,
Wenn niemand auf ist als die Wacht,
Und alles schnarchet, Roß und Mann,
Vor meiner Trommel säß ich dann:
Die Trommel müßt eine Schüssel sein,
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Ein warmes Sauerkraut darein,
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Die Schlegel Messer und Gabel,
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Eine lange Wurst mein Sabel,
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Mein Tschako wär ein Humpen gut,
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Den füll ich mit Burgunderblut.
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Und weil es mir an Lichte fehlt,
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Da scheint der Mond in mein Gezelt;
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Scheint er auch auf franzö'sch herein,
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Mir fällt doch meine Liebste ein:
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Ach weh! Jetzt hat der Spaß ein End!
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Wenn nur meine Mutter hexen könnt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Der Tambour“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
115
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Tambour“ wurde von Eduard Mörike verfasst, einem bedeutenden Vertreter der deutschen Romantik, der seinen literarischen Höhepunkt in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte. Die Zeitspanne lässt annehmen, dass das Werk möglicherweise im Kontext der politischen und militärischen Konflikte dieser Epoche entstanden ist.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht die Wünsche und Sehnsüchte eines Soldaten, genauer gesagt eines Tambours, ausdrückt. Das lyrische Ich sehnt sich nach dem familiären und gemütlichen Umfeld des Heims, einer Atmosphäre, die im krassen Gegensatz zur Kriegssituation steht, in der es sich befindet.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht den Wunsch des lyrischen Ichs, dass seine Mutter ihm durch Hexerei den Krieg erleichtern könnte. Statt auf Kriegsführung fokussiert zu sein, sehnt der Tambour sich nach alltäglichen und greifbaren Dingen wie Essen und Trinken und nach der Geborgenheit und Wärme, die ihm seine Mutter zu Hause bieten könnte. Der Wunsch, dass seine Trommel eine Schüssel mit Sauerkraut sein könnte, steht exemplarisch dafür. Seine Waffen sollen zu Alltagsgegenständen wie einem Messer oder einer Gabel werden. Dieser Wunsch unterstreicht seine Ablehnung des Krieges und seine Sehnsucht nach Frieden.

Formal besteht das Gedicht aus 20 Versen in einer einzigen Strophe. Die Sprache ist einfach und direkt, die Bilder sind konkret und anschaulich. Die Wiederholung der Anfangszeile „Wenn meine Mutter hexen könnt“ am Ende des Gedichts schließt den Kreis und verleiht dem Text einen melancholischen Unterton. In dieser Zeile steckt eine tiefe Sehnsucht und der Wunsch nach der Unmöglichkeit, den Krieg aus dem Alltag zu verbannen.

Insgesamt ist „Der Tambour“ ein kraftvolles lyrisches Werk, das die menschlichen Erfahrungen von Krieg und Sehnsucht nach Frieden und Normalität ausdrückt. Mit seiner direkten und bildhaften Sprache und seiner emotionalen Tiefe gibt das Gedicht einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt eines Soldaten. Es zeigt auf berührende Weise, wie tief der Wunsch nach Normalität und Frieden in Zeiten des Krieges sein kann.

Weitere Informationen

Eduard Mörike ist der Autor des Gedichtes „Der Tambour“. Geboren wurde Mörike im Jahr 1804 in Ludwigsburg. Zwischen den Jahren 1820 und 1875 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Biedermeier zuordnen. Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 115 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 20 Versen. Die Gedichte „Elfenlied“, „Er ist’s“ und „Gebet“ sind weitere Werke des Autors Eduard Mörike. Zum Autor des Gedichtes „Der Tambour“ haben wir auf abi-pur.de weitere 171 Gedichte veröffentlicht.

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