Selbstgeständnis von Eduard Mörike

Ich bin meiner Mutter einzig Kind,
Und weil die andern ausblieben sind,
Was weiß ich wieviel, die sechs oder sieben,
Ist eben alles an mir hängen blieben;
Ich hab müssen die Liebe, die Treue, die Güte
Für ein ganz halb Dutzend allein aufessen,
Ich will's mein Lebtag nicht vergessen.
Es hätte mir aber noch wohl mögen frommen,
Hätt ich nur auch Schläg für sechse bekommen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Selbstgeständnis“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
9
Anzahl Wörter
65
Entstehungsjahr
1804 - 1875
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Selbstgeständnis“ wurde von Eduard Mörike verfasst, welcher von 1804 bis 1875 lebte und zu den bedeutenden Lyrikern der Schwäbischen Schule zählte. Dies einordnend, kann dieses Gedicht in den Kontext der Romantik und dem Biedermeier platziert werden.

Beim ersten Lesen fällt die Selbstironie sowie eine gewisse Leichtigkeit auf, womit Mörike schwere Themen wie Liebe und Verantwortung spielerisch verarbeitet. Die leichte und teils humorvolle Formulierung vermittelt trotz des ernsten Themas keine bedrückende Stimmung.

Inhaltlich befasst sich das lyrische Ich mit seiner Position als Einzelkind. Es reflektiert in einer Art Monolog die Tatsache, dass er die ganze Aufmerksamkeit und Liebe seiner Mutter genossen hat, die möglicherweise für mehrere Kinder gedacht war ('die sechs oder sieben'). Dies drückt er metaphorisch aus, indem er beschreibt, er habe 'die Liebe, die Treue, die Güte' alleine 'aufessen' müssen, was eine gewisse Last oder Überforderung signalisiert. Diese Interpretation wird unterstützt durch den Wunsch, er hätte auch 'Schläge für sechse' bekommen.

Der Sprachstil des Gedichts ist direkt und ehrlich, dabei aber auch ideenreich und bildhaft. Die Verwendung von Umgangssprache und Dialekt unterstreicht die erlebte und volksnahe Atmosphäre des Gedichts, was typisch für Mörikes Werk ist.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen, neunzeiligen Strophe. Die unregelmäßige Verslänge und das Fehlen eines durchgehenden Reimschemas geben dem Gedicht einen freien, ungezwungenen Charakter und unterstützen so den leichtfüßigen, spielerischen Ton des Ganzen. Mit dieser Form gelingt es Mörike, das schwere Thema auf eine leichte, beinahe humorvolle Weise anzusprechen.

Der Humor, der sich durch das gesamte Gedicht zieht, scheint ein Weg des lyrischen Ichs zu sein, mit der lastenden Situation umzugehen. Der Schmerz, der in den Versen zum Ausdruck kommt, wird durch die heitere Formulierung gemildert und so erträglicher gemacht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Selbstgeständnis“ ist Eduard Mörike. Der Autor Eduard Mörike wurde 1804 in Ludwigsburg geboren. In der Zeit von 1820 bis 1875 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Biedermeier zu. Der Schriftsteller Mörike ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 9 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 65 Worte. Eduard Mörike ist auch der Autor für Gedichte wie „Nimmersatte Liebe“, „Lose Ware“ und „Gesang Weylas“. Zum Autor des Gedichtes „Selbstgeständnis“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 171 Gedichte vor.

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