Lösch mir die Augen aus von Rainer Maria Rilke

Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn,
wirf mir die Ohren zu: ich kann dich hören,
und ohne Füße kann ich zu dir gehen,
und ohne Mund noch kann ich dich beschwören.
Brich mir die Arme ab, ich fasse dich
mit meinem Herzen wie mit einer Hand,
halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,
und wirfst du in mein Hirn den Brand,
so werd ich dich auf meinem Blute tragen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Lösch mir die Augen aus“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
9
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
1875 - 1926
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lösch mir die Augen aus“ wurde von Rainer Maria Rilke, einem bedeutenden Lyriker der literarischen Moderne, verfasst. Rilke lebte von 1875 bis 1926, sodass das Gedicht zeitlich in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert eingeordnet werden kann.

Der erste Eindruck des Gedichtes weist auf eine gewisse Dramatik und Intensität hin. Das lyrische Ich drückt im Ausdruck starker und tiefer emotionaler Verbundenheit zu einer anderen Person aus.

In seinen Versen erklärt das lyrische Ich, selbst wenn ihm die Augen aus gelöscht, die Ohren zu gemacht, die Füße entfernt, der Mund der Fähigkeit zu sprechen beraubt, die Arme abgebrochen, das Herz zum Stillstand und das Hirn in Brand gesetzt werden würden, sei es immer noch imstande, die besagte Person zu sehen, hören, zu ihr zu gehen, sie zu beschwören, sie zu fassen und zu tragen. Dies spricht von einer intensiven emotionalen Verbindung und tiefer Hingabe.

Im Gedicht verwendet Rilke eine sehr bildhafte und emotional geladene Sprache. Schmerz und Leidensbereitschaft werden durch drastische physische Bilder visualisiert und die körperliche Schädigung wird zum Ausdruck einer unbesiegbaren, ja geradezu transgressiven Liebe. Die Form des Gedichts ist geprägt von antithetischen Konstruktionen, das heißt von Gegenüberstellungen von entgegengesetzten Begriffen oder Ideen, wie Beispielsweise „Lösch mir die Augen aus: ich kann dich sehn“.

Insgesamt zeichnet Rilke in diesem Gedicht das Bild einer überwältigenden, über die physischen Grenzen hinausgehenden Liebe. Dabei nutzt er eine ausdrucksvolle, bildstarke Sprache, um den tiefen emotionalen Zustand des lyrischen Ichs darzustellen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Lösch mir die Augen aus“ des Autors Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 9 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 75 Worte. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Advent“, „Allerseelen“ und „Als ich die Universität bezog“. Zum Autor des Gedichtes „Lösch mir die Augen aus“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Das Video mit dem Titel „Rainer Maria Rilke Lösch mir die Augen aus“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Rainer Maria Rilke

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Rainer Maria Rilke und seinem Gedicht „Lösch mir die Augen aus“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke (Infos zum Autor)

Zum Autor Rainer Maria Rilke sind auf abi-pur.de 338 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.