An die Musik von Rainer Maria Rilke

Musik: Atem der Statuen. Vielleicht:
Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen
enden. Du Zeit,
die senkrecht steht auf der Richtung
vergehender Herzen.
 
Gefühle zu wem? O du der Gefühle
Wandlung in was? - : in hörbare Landschaft.
Du Fremde: Musik. Du uns entwachsener
Herzraum. Innigstes unser,
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das, uns übersteigend, hinausdrängt,
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heiliger Abschied:
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da uns das Innre umsteht
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als geübteste Ferne, als andre
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Seite der Luft:
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rein,
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riesig,
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nicht mehr bewohnbar.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „An die Musik“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1875 - 1926
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An die Musik“ wurde von dem Lyriker Rainer Maria Rilke verfasst. Rilke war ein bedeutsamer Vertreter der literarischen Epoche des Symbolismus und des frühen Expressionismus, der von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts reichte.

Der erste Eindruck weist ein hohes Maß an Mystik und Rätselhaftigkeit auf, das typisch für den Dichterstil Rilkes ist. Hier zeigt sich seine Neigung, die Dinge auf ihre Essenz zu reduzieren und sie in eine höhere, metaphysische Ebene zu heben.

Das Gedicht feiert die Musik und ihre Fähigkeit, menschliche Gefühle zu transformieren und auszudrücken. Es verbindet Musik mit der Visualität von Statuen und Bildern und dem metaphysischen Konzept der Zeit. Rilke lässt das lyrische Ich die Musik als Sprache beschreiben, die da anfängt, wo normale Sprachen enden.

Im Hinblick auf Form und Sprache weist das Gedicht eine unregelmäßige Struktur auf, was typisch für Rilkes freie Verse ist. Es enthält viele Metaphern und personifiziert die Musik, wobei die Musik dargestellt wird wie eine menschliche, aber auch übermenschliche Entität, die innere Gefühle in hörbare Landschaften verwandeln kann.

Die Bildsprache ist rätselhaft und enthält eine Vielzahl an Konzepten, die universell und doch individuell interpretierbar sind. Die Musik wird als „Atem der Statuen“, „Stille der Bilder“ und „Sprache, wo Sprachen enden“ beschrieben, was ihre Fähigkeit unterstreicht, Gefühle und Empfindungen auszudrücken, die jenseits der menschlichen Sprache liegen. Der Gebrauch von Kontrasten, wie „Innigstes unser, das, uns übersteigend, hinausdrängt“ erzeugt eine dynamische Spannung und betont die transformative Kraft der Musik. Die auffällige Nutzung des Doppelunkts in den Versen 7 und 11 schafft dabei eine Zäsur und betont den Wandel, der durch die Musik hervorgerufen wird.

Schließlich ist die Anrede „du“ in der zweiten Strophe eine direkte Ansprache der Musik, was auf ihre zentrale Rolle im Gedicht hinweist und ihre Nahe und dennoch ihre „Fremdheit“ unterstreicht.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An die Musik“ ist Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 70 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Absaloms Abfall“, „Adam“ und „Advent“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An die Musik“ weitere 338 Gedichte vor.

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