Wintermorgen von Rainer Maria Rilke

Der Wasserfall ist eingefroren,
die Dohlen hocken hart am Teich.
Mein schönes Lieb hat rote Ohren
und sinnt auf einen Schelmenstreich.
 
Die Sonne küßt uns. Traumverloren
schwimmt im Geäst ein Klang in Moll;
und wir gehn fürder, alle Poren
vom Kraftarom des Morgens voll.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Wintermorgen“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
44
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wintermorgen“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem wichtigen Vertreter der deutschsprachigen Lyrik in der Übergangszeit zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert. Daher kann das Gedicht zeitlich in das frühe 20. Jahrhundert eingeordnet werden.

Beim ersten Eindruck zeichnet Rilke ein ruhiges, kontrastreiches Bild eines winterlichen Morgens und vermischt dabei Naturschilderungen mit Gefühlszuständen und menschlichen Interaktionen.

Das lyrische Ich beschreibt eine morgendliche Winterlandschaft, in der der Wasserfall gefroren ist und Vögel, hier vornehmlich Dohlen, am Teich hocken. Gleichzeitig gibt das lyrische Ich Hinweise auf das Liebesspiel seiner Partnerin, die mit roten Ohren am Schelmenstreich sinnt. Es vermittelt eine Atmosphäre der stimmungsvollen Ruhe, der Kälte, aber auch der Liebe und Lebendigkeit. Im zweiten Abschnitt wird auf tiefer liegende Emotionen und Stimmungen eingegangen: Die Sonne küsst, und ein melancholischer Klang schwingt in den Bäumen. Dabei weist die Fülle des Kraftaroms des Morgens wahrscheinlich auf eine gewisse Lebensenergie hin, die das lyrische Ich und seine Partnerin empfangen.

In Bezug auf Form und Sprache ist Rilkes Gedicht in zwei Strophen mit je vier Versen aufgebaut. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch, wodurch eine immersive, fast malerische Szene entsteht. Die Bildsprache – eingefrorener Wasserfall, Dohlen am Teich, rote Ohren – dient dazu, sowohl die winterliche Atmosphäre als auch die zwischenmenschlichen Beziehungen darzustellen.

Rilkes verwendung von Abstraktionen und Konkretem, wie der „Kraftarom des Morgens“, künstlerisch mit realistischen Elementen, wie dem „eingefrorenen Wasserfall“, verknüpft, erzeugt eine faszinierende Mischung aus Realität und Poesie. Die Worte „alle Poren“ deuten auf eine intensive Wahrnehmung der Welt hin, die wahrscheinlich auf das Wesen der Poesie selbst hinweist. Insgesamt strahlt das Gedicht eine ruhige, tief empfundene Freude an der Natur und der Liebe aus und lädt den Leser zu einer ähnlichen Wertschätzung ein.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wintermorgen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1891 bis 1926 entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 44 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 8 Versen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Kirchhof zu Königsaal“, „Am Rande der Nacht“ und „An Julius Zeyer“. Zum Autor des Gedichtes „Wintermorgen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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