Auf dem Wolschan von Rainer Maria Rilke
Am Abend des Tages von Allerseelen
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Die dürren Äste übergittern |
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des Himmels abendblasse Scheiben; |
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und über Grüfte, reich mit Flittern |
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geschmückt, geht Wehmut, und es zittern |
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die Lichter durch das Blättertreiben. |
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Im müden Blau, im regungslosen, |
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schwimmt fern der Mond. Die Lebensbäume, |
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die seine blanke Stirne kosen, |
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sind schwarz. Der Duft von welken Rosen |
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schleicht her wie Geister toter Träume. |
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II |
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Ferner Lärm vom Wagendamm. – |
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Hier keimt Friede und Vergessen, |
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zwischen zweien Grabzypressen |
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hangt der Mond wie ein Tam-Tam. |
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Schlägt die Ewigkeit nicht sacht |
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jetzt daran mit schwarzem Schwengel? |
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Bange schaut ein Marmorengel |
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in das Aug der Spätherbstnacht. |
Details zum Gedicht „Auf dem Wolschan“
Rainer Maria Rilke
5
19
92
nach 1891
Moderne
Gedicht-Analyse
„Auf dem Wolschan“ ist ein Gedicht von Rainer Maria Rilke, einem der bedeutendsten lyrischen Dichter der deutschen Literatur. Rilke wurde am 4. Dezember 1875 geboren und starb am 29. Dezember 1926. Eine zeitliche Einordnung des Gedichtes ist schwierig, da Rilke sein ganzes Leben lang geschrieben hat.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht eine melancholische und eher düstere Stimmung vermittelt. Es gibt zahlreiche Bilder von Tod und Vergänglichkeit, aber auch von friedlicher Stille und Ruhe.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einer abendlichen Szene auf einem Friedhof, der durch den sich über Ästen erstreckenden Himmel, die zitternden Lichter, den Mond und das Flüstern von toten Träumen charakterisiert wird. Das lyrische Ich scheint diese Szene aus einer distanzierten Perspektive zu betrachten und drückt seine Empfindungen und Gedanken dazu aus. Es bringt Gefühle von Melancholie, Trauer und Frieden zum Ausdruck und weckt Assoziationen mit Tod und Vergänglichkeit.
Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl. Es handelt sich also nicht um ein streng formales Gedicht, sondern eher um ein freies Versepos.
Sprachlich ist das Gedicht gekennzeichnet durch seinen bildreichen und metaphorischen Ausdruck. Der Duft von welken Rosen als Geister toter Träume, der Mond als Tam-Tam, an das die Ewigkeit mit einem schwarzen Schwengel schlägt - all diese Bilder tragen zur eher düsteren und melancholischen Stimmung des Gedichts bei. Sie zeugen von Rilkes einzigartiger Fähigkeit, komplexe emotionale Zustände und tiefgreifende menschliche Erfahrungen in kraftvolle und dennoch zugängliche Lyrik zu verwandeln.
Weitere Informationen
Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Auf dem Wolschan“. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Zwischen den Jahren 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 92 Worte. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Als ich die Universität bezog“, „Am Kirchhof zu Königsaal“ und „Am Rande der Nacht“. Zum Autor des Gedichtes „Auf dem Wolschan“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.
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