Wettlauf von Joachim Ringelnatz

Publikum ungeduldig scharrt –
Scharren lassen – hier Start –
Taschentuch? keins –
Schweiß –
heiß –
zum Beweis
des Nichtaufgeregtseins:
Billett Spucke kneten.
Achtung: eins!
10 
Nicht mehr Zeit auszutreten –
11 
Was? Rauchen verbeten? –
12 
Sie da, der Dritte, weiter zurücktreten –
13 
Soo! – Endlich Musik –
14 
Der bekannte
15 
Augenblick,
16 
wo –
17 
wenn der Trikot
18 
nur nicht so spannte –
19 
Schweinerei –
20 
Wäre fatal –
21 
Achtung: Zwei!
22 
Teufel nochmal!
23 
Heiliger Joseph, steh mir bei!
24 
Achtung: Drei!
25 
Tapelti, tapelti, tapelti
26 
Mut!
27 
Gut!
28 
Kopf senken!
29 
Arme vom Leib!
30 
Frieda denken!
31 
Herrliches Weib!
32 
Schade, daß Mund stinkt!
33 
Das war sie! – lacht – winkt –
34 
Oh, oh! Oh, oh!
35 
Mein Trikot!
36 
Vorne gespalten.
37 
Taschentuch vorhalten –
38 
Jetzt Quark!
39 
Nur laufen!
40 
10 000 Mark –
41 
Wochenlang saufen –
42 
Wenn’s glückt –
43 
Schulden bezahlen –
44 
Tante verrückt –
45 
Meyers prahlen –
46 
Sieger gratuliert –
47 
Photographiert –
48 
Händedruck –
49 
Tun als ob schnuppe –
50 
Wändeschmuck –
51 
Lorbeersuppe –
52 
Zeitungsreklame –
53 
Filmaufnahme –
54 
Frieda seidenes Kleid –
55 
Otto platzt Neid –
56 
Engelmann – Wut –
57 
Anton – Pump –
58 
Aushalten! Mut!
59 
Weg da! Lump! –
60 
Einer von beiden –
61 
Weg abschneiden –
62 
Puff!
63 
Was bild’t sich –
64 
Uff!
65 
Gilt nich!
66 
Feste druff!
67 
Gar nicht kümmern!
68 
Schädel zertrümmern!
69 
Zuchthaus –
70 
Flucht – Haus –
71 
Schande –
72 
Tante –
73 
Sterben –
74 
Beerben –
75 
Unsinn! Was Quatsch! Quatsch!
76 
Teufel noch mal!
77 
Laternenpfahl.
78 
Mehr links, ach! ach!
79 
Stopp! Frieda! Halt! Krach!
80 
Kladderadatsch!
81 
Knätsch daun! au! aus!
82 
Ohhhhhh! – Publikum Applaus.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (29 KB)

Details zum Gedicht „Wettlauf“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
82
Anzahl Wörter
188
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wettlauf“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der vor allem für seine komischen und schelmischen Gedichte bekannt ist. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, wodurch sein Werk der modernen Literatur angehört, speziell der Weimarer Republik und Anfängen des Nationalsozialismus.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht ein chaotischer und gehetzter Eindruck. Es scheint, als ob das lyrische Ich in der stressigen Situation eines Wettlaufs gefangen ist. Mit einer fast atemlosen Punkt-zu-Punkt Erzählung werden die Gedanken und Gefühle des lyrischen Ich beschrieben.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Wettlauf, der sowohl physische als auch emotionale Anstrengungen mit sich bringt. Der Protagonist macht sich viele Gedanken während des Rennens, von praktischen Überlegungen, wie zum Beispiel seinen Trikot und Schweiß, bis hin zu emotionalem Ballast, wie einer Frau namens Frieda und Tante. Es ist auch offensichtlich, dass er sich Hoffnungen macht, den Wettlauf zu gewinnen und den dadurch entstehenden Ruhm und Reichtum zu genießen. Doch am Ende stürzt er und das Publikum applaudiert, was darauf hinweist, dass wir manchmal trotz unserem Bestreben scheitern und das Leben geht weiter.

Das Gedicht setzt sich hauptsächlich aus einfachen und prägnanten Aussagen zusammen, durch die das Phänomen der Gedanken während eines Wettlaufs treffend dargestellt wird. Die Form ist frei, ohne Reim oder Rhythmus, was die Unvorhersehbarkeit und Geschwindigkeit des Rennens widerspiegelt. In der Sprache des Gedichts herrscht der Gebrauch von Umgangssprache und eingestreuten Ausrufen und Geräusche, um die Spannung und den Leistungsdruck des Wettlaufs zu vermitteln.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Wettlauf“ ein eindrückliches Gedicht ist, das auf anschauliche Weise den mentalen und emotionalen Zustand eines Menschen in einer stressigen Wettkampfsituation darstellt. Übertragen könnte es auch die Hektik und den Druck des modernen Lebens symbolisieren, in dem jeder ständig im Wettbewerb mit anderen steht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wettlauf“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1920 zurück. Der Erscheinungsort ist München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 188 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 82 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“. Zum Autor des Gedichtes „Wettlauf“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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