Abendgebet einer erkälteten Negerin von Joachim Ringelnatz
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Ich suche Sternengefunkel. |
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All mein Karbunkel |
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Brennt Sonne dunkel. |
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Sonne drohet mit Stich. |
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Warum brennt mich die Sonne im Zorn? |
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Warum brennt sie gerade mich? |
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Warum nicht Korn? |
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Ich folge weißen Mannes Spur. |
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Der Mann war weiß und roch so gut. |
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Mir ist in meiner Muschelschnur |
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So negligé zu Mut. |
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Kam in mein Wigwam |
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Weit übers Meer, |
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Seit er zurückschwamm, |
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Das Wigwam |
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Blieb leer. |
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Drüben am Walde |
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Kängt ein Guruh – – |
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Warte nur balde |
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Kängurst auch du. |
Details zum Gedicht „Abendgebet einer erkälteten Negerin“
Joachim Ringelnatz
6
20
76
1924
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
In „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ von Joachim Ringelnatz wird ein Gedankenzwischenspiel dargestellt, in dem die Negerin Fragen über Gott, die Sonne und ihre eigene Existenz stellt. In der Eröffnungsstrophe heißt es „Ich suche Sternengefunkel. / All mein Karbunkel / Brennt Sonne dunkel. / Sonne drohet mit Stich.“. Hier lässt sich bereits erahnen, dass die Sonne als symbolischer Gegenspieler zu Sternen, dem auch Funkel genannten, aufgefasst wird. Im Weiteren geht die Negerin im Gedicht dazu über, die Sonne zu hinterfragen. Warum brennt sie gerade mich und nicht das Korn? Dieser Gedanke kann als metaphorisch für die Ungerechtigkeit in der Welt der Negerin aufgefasst werden.
In den nächsten Versen wird dann ein konkreter Mensch, nämlich „der weiße Mann“ erwähnt. Er kam „in mein Wigwam / Weit übers Meer“ und sorgte für neue, andersartige Gefühle. Nachdem er zurückgeschwommen war, blieb das Wigwam leer und die Negerin wartet auf den nächsten Besucher.
Der Schluss des Gedichts, „Drüben am Walde / Kängt ein Guruh – – / Warte nur balde / Kängst auch du“, lässt sich als Hoffnung auf eine bessere Zukunft verstehen. Der vermutlich metaphorische „Guruh“ ist wahrscheinlich eine Person oder eine Botschaft, die die Negerin trösten, ihr Trost oder Hoffnung spenden soll. In der letzten Zeile schlägt die Negerin vor, dass sie auch bald auf Kängen gehen soll. Kängen ist ein altes angelsächsisches Wort für „singen“.
Allgemein betrachtet, wird in „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ von Joachim Ringelnatz von einer Frau erzählt, die nach einem Sinn in einer Welt des Unrechts sucht. Sie hinterfragt die Ungerechtigkeit und den Glauben an Gott. Trotz der schwierigen Situation, in der sie sich befindet, gibt sie die Hoffnung nicht auf und versucht, auch in schweren Zeiten nach vorn zu schauen.
Weitere Informationen
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. 1924 ist das Gedicht entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 76 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ weitere 560 Gedichte vor.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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