Wenn es unversehns ganz finster wird von Joachim Ringelnatz
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Wenn es unversehns ganz finster wird — — |
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Wenn sich Fliegen vor dem Tod erbosen, |
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Summend — gegen feuchte Stirnen stoßen — — |
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Wenn ein Fensterblümchen sein Köpfchen versteckt — |
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Wenn ein Zündholzblinken dich erschreckt — — |
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Was bei Licht du übersehen |
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Hast, will es nun vor dir stehen? |
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Willst du Lachen gegen Lachen |
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Heucheln? Hohle Witze machen? |
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Daß du vorm Gewissen fliehst, |
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Öffentlich, |
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Lachenden Gesichts?? |
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Hüte dich! |
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Weißt du, was du morgen siehst? — — |
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Vielleicht nur und für immer: nichts. |
Details zum Gedicht „Wenn es unversehns ganz finster wird“
Joachim Ringelnatz
5
15
72
1932
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht wurde von dem deutschen Schriftsteller Joachim Ringelnatz verfasst, der in die expressionistische Periode der deutschen Literatur eingeordnet wird und in erster Linie für seine humoristische und oft absurde Lyrik bekannt ist. Das Gedicht „Wenn es unversehns ganz finster wird“, das wahrscheinlich zwischen 1920 und 1930 geschrieben wurde, zeigt jedoch eine ernstere und tiefgründigere Seite von Ringelnatz' Werk.
Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen eher unheimlichen und mysteriösen Eindruck. Es spricht von Dunkelheit, Tod, Angst und Unsicherheit und arbeitet mit kontrastierenden Bildern von Licht und Dunkelheit.
Im Wesentlichen handelt das Gedicht von der Konfrontation mit dem eigenen Gewissen, von Angst und Ungewissheit, und stellt eine Reflexion über die Sterblichkeit dar. Die erste und zweite Strophe beschreiben plötzliche Dunkelheit und ein Gefühl von Bedrohung und Unsicherheit. Die dritte Strophe deutet darauf hin, dass das lyrische Ich Dinge übersehen hat, die nun in der Dunkelheit hervortreten. Die vierte und fünfte Strophe stellen Fragen und fordern das Ich auf, dem eigenen Gewissen gegenüberzutreten, anstatt davor wegzulaufen oder es mit falschem Lachen zu verdecken.
Ringelnatz verwendet einfache, aber intensive Sprache und Bilder, um seine Botschaft zu vermitteln. Die Textstruktur ist frei, mit Strophen unterschiedlicher Länge und ohne regelmäßiges Metrum oder Reimschema, was die Unsicherheit und Unberechenbarkeit der Situation widerspiegelt. Dasselbe gilt für die Sprache - obwohl sie einfach und klar ist, enthält das Gedicht Metaphern und symbolische Bilder, die mehrdeutig sind und zur allgemeinen Stimmung der Unsicherheit und Angst beitragen.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Gedicht von Ringelnatz ein Ausdruck von existenzieller Angst und der Konfrontation mit dem eigenen Gewissen ist. Der Autor nutzt die Metapher der Dunkelheit, um die Entrückung von der Wahrheit und das plötzliche Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit darzustellen.
Weitere Informationen
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Wenn es unversehns ganz finster wird“. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Das Gedicht ist im Jahr 1932 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 72 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Zum Autor des Gedichtes „Wenn es unversehns ganz finster wird“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.
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