Weltschändung von Erich Mühsam

Vernichtet nur das eigene Geschlecht,
zerstört, was je durch Menschenfleiß geworden!
Doch welche Mächte gaben euch das Recht,
des Wassers Glanz, der Blume Duft zu morden?
Wenn das Geschützrad Halm und Strauch zerbricht,
seht ihr die Säfte nicht, die sterbend quillen?
Ja, ängstigt euch der Steine Vorwurf nicht,
auf die ihr tretet um des Bösen Willen?
Wißt! jedes Etwas ist gleich euch beseelt,
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und jedes Lüftchen hat von Gott sein Leben.
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Die Knospe, der ihr das Erblühen stehlt,
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verlangt’s von euch zurück. Könnt ihr es geben?
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Nicht für die Menschen ward der ewige Hauch,
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der göttliche, dem Weltall eingeblasen.
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Ihr tötet die Natur. – Schafft ihr sie auch,
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dann lasst des Krieges Höllenfeuer rasen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Weltschändung“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
114
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Weltschändung“ stammt von dem deutschen Dichter und Schriftsteller Erich Mühsam. Mühsam lebte von 1878 bis 1934 und gehört somit zur Epoche der modernen Lyrik.

Bereits beim ersten Lesen des Gedichts lässt sich ein starker Anklageton und ein sentimentaler Naturbezug erkennen. Mühsam äußert heftige Kritik an der Zerstörung des Lebens durch den Menschen, insbesondere durch den Krieg.

Inhaltlich ist das Gedicht eine Abrechnung mit der Entfremdung der Menschen von der Natur und der rücksichtslosen Gewalt gegen sie. Der Autor wirft der Menschheit vor, zwar die Schöpfung – den „Glanz des Wassers“, den „Duft der Blume“ – zu zerstören, aber nicht in der Lage zu sein, sie wiederherzustellen. Selbiges gilt für den Krieg als ultimativer Akt der Zerstörung.

Das lyrische Ich spricht eine klare Sprache. Es verurteilt das Handeln der Menschen und weist auf die unmoralische Nutzung der Natur hin, die als heilig und von Gott gegeben betrachtet wird. Es konfrontiert die Menschen mit ihrer Verantwortung und Unfähigkeit zur Schöpfung.

Formal besteht das Gedicht aus 16 Versen und folgt keinem strikten Reimschema. Die Sprache ist bildreich und teilweise pathetisch. So wird etwa die Gewalt des Menschen gegen die Natur durch Beispiele wie das „Geschützrad“, das „Halm und Strauch“ zerbricht, oder das „Höllenfeuer“ des Krieges veranschaulicht. Der Ton ist vorwurfsvoll und sarkastisch, was vor allem in der rhetorischen Frage am Ende zum Ausdruck kommt: „Ihr tötet die Natur. – Schafft ihr sie auch, dann lasst des Krieges Höllenfeuer rasen!„

Zusammenfassend ist „Weltschändung“ thus ein politisches Gedicht, das sich gegen die Entfremdung des Menschen von der Natur und den Krieg ausspricht. Mudam demonstriert seine scharfe Kritik an der Zerstörung des Lebens und der Welt durch den Menschen.

Weitere Informationen

Erich Mühsam ist der Autor des Gedichtes „Weltschändung“. Im Jahr 1878 wurde Mühsam in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1920 entstanden. Erschienen ist der Text in München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Mühsam ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 114 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „Betäubung“, „Das Beispiel lebt“ und „Das Volk der Denker“ sind weitere Werke des Autors Erich Mühsam. Zum Autor des Gedichtes „Weltschändung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 57 Gedichte veröffentlicht.

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