Bauchweh von Erich Mühsam

Die Därme wälzen sich im Kampfe;
es zuckt der Leib im Magenkrampfe:
Die Welt ist schlecht; – die Welt ist schlecht.
Daß sie der Herr im Zorn zerstampfe!
Daß sie verpuffe und verdampfe!
So wär’ es recht. – So wär’ es recht.
Angst ist das Leben und Beschwerde; –
der Mensch, er sitzt am Schmerzensherde
im Weltenbauch, – im Weltenbauch.
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In qualzerrissener Gebärde
11 
krümmt sich der Bauch der Welt, der Erde –
12 
und meiner auch; – und meiner auch.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Bauchweh“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1907
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Erich Mühsam, ein deutscher Lyriker, der vom späten 19. bis in das frühe 20. Jahrhundert hinein lebte und arbeitete. Sein Werk ist häufig durchkritisch-revolutionäres Engagement geprägt.

Schon mit dem Titel „Bauchweh“ weckt das Gedicht einen ersten Eindruck von physischem Unwohlsein und Unbehagen. Der Inhalt reflektiert diese Wahrnehmung: Es beschreibt die Qualen und das Leiden, die das lyrische Ich, der Erzähler des Gedichts, empfindet. Diese Schmerzen werden in eine kosmische Perspektive gesetzt, als Zeichen einer allgemeinen Weltleiden.

Das Gedicht beginnt mit durchdringenden Metaphern für die Qualen des lyrischen Ichs (Därme im Kampf, Leib im Krampf), welche sogleich in eine Aussage über die vermeintlich inhärent schlechte Natur der Welt münden. Dies spiegeln die Wiederholungen „Die Welt ist schlecht“ und „So wär’ es recht“ wider, was auf einen Wunsch nach zerstörerischer Vergeltung hindeutet. Im weiteren Verlauf wird das persönliche Unwohlsein in den Kontext des allgemeinen Weltenleidens gestellt, vermittelt durch die Idee des Menschen, der an einem „Schmerzensherde im Weltenbauch“ sitzt. Die persönlichen Schmerzen des lyrischen Ichs werden mit den Qualen der Welt gleichgesetzt, symbolisiert durch den krümmenden Bauch der Erde.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit 12 Versen. Es benutzt einen einfachen, direkten Sprachgebrauch und die Versform ist für Erich Mühsam typisch ungebunden. Interessant ist das häufige Vorkommen von wiederholten Phrasen und Satzfragmenten wie „die Welt ist schlecht“ und „so wär' es recht“, was sowohl Ausdruck der Verzweiflung als auch der Entschlossenheit des lyrischen Ichs ist. Zudem werden viele direkte Vergleichs- und Metaphern benutzt, um die physische und psychische Qual zu visualisieren und zu betonen - darunter „Schmerzensherde“, „krümmender Bauch“.

Zusammengefasst ist „Bauchweh“ ein Ausdruck der Verzweiflung und Wut des lyrischen Ichs, adressiert an die perzipierte Ungerechtigkeit der Welt und das individuelle Leiden. Dies wird metaphorisch vielschichtig repräsentiert und ist typisch für die gesellschaftskritische Dichtung von Erich Mühsam.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Bauchweh“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Erich Mühsam. Der Autor Erich Mühsam wurde 1878 in Berlin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1907. Erschienen ist der Text in München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Mühsam handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 73 Worte. Erich Mühsam ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Dichter“, „An die Soldaten“ und „Barbaren“. Zum Autor des Gedichtes „Bauchweh“ haben wir auf abi-pur.de weitere 57 Gedichte veröffentlicht.

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