Wehe der Erde von Erich Mühsam

Die Sterne hängen tiefer denn je
und starren zur Erde in angstvoller Glut.
Sie spiegeln der Menschheit klagendes Weh.
In ihrem Widerschein flackert Blut.
O, schaut nicht nieder auf unsre Schmach,
so ihr von göttlichem Lichte seid.
Des Menschengestirnes Glanz zerbrach,
und unser Göttliches wimmert in Leid.
Krieg heult in die Welt. Es rast der Tod.
10 
Der Schrecken wütet. Die Erde brennt.
11 
Entmenschte Gebete flehn Gott in den Kot…
12 
O Scham vor den Sternen am Firmament!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Wehe der Erde“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
76
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wehe der Erde“ wurde vom Dichter Erich Mühsam verfasst, der von 1878 bis 1934 lebte. Eine genaue zeitliche Einordnung ist ohne Kontext schwierig, jedoch kann es angesichts des Todesdatums von Mühsam und der darin erwähnten Themen des Krieges und Leidens vermutet werden, dass es in der Zeit des Ersten Weltkriegs oder in der anschließenden Weimarer Republik entstanden ist.

Der erste Eindruck des Gedichts ist düster und melancholisch. Es erweckt ein Gefühl der Isolation und Verzweiflung. Das lyrische Ich spricht von einer Welt, die unter großer Not und Schmerz leidet und scheint nach Erlösung zu suchen.

Inhaltlich handelt das Gedicht von schweren Zeiten, in denen die Menschheit vor Scham vor den Sternen klagt. Das lyrische Ich betrachtet die Sterne als göttlich und schildert das Leid der Menschheit und die Zerstörung ihrer Welt durch Krieg und Tod. Es herrscht eine starke negative Stimmung, die durch die Beschreibung von blutigem Leid, brennender Erde und einer verzweifelten Bitte um göttliches Eingreifen verstärkt wird.

Durch die starke und klare Sprache des Dichters kommuniziert das lyrische Ich eine Botschaft der Verzweiflung und Angst. Es geht um eine Menschheit, die ihre Göttlichkeit verloren hat und unter dem Joch des Todes und Krieges leidet. Die menschlichen Gebete sind entmenscht und flehen Gott im Kot an, was die verzweifelte Situation und Hoffnungslosigkeit widerspiegelt.

Die Form des Gedichts besteht aus einer Strophe mit zwölf Versen. Die Sprache ist bildreich und stark emotional, mit wiederkehrenden Bildern von Glut, Blut und dunkler, tiefer Himmel. Die Wiederholung des „O“ zu Beginn einiger Verse könnte auch als Anrufung oder Klage interpretiert werden. Es gibt kein festes Reimschema, welches die düstere und chaotische Stimmung des Inhalts widerspiegeln könnte.

Insgesamt vermittelt das Gedicht eine Botschaft der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung angesichts großer menschlicher Leiden und Zerstörung und weist auf eine tiefe spirituelle Krise hin. Es ist ein eindringlicher Appell an das Göttliche, in einer Zeit größter Not einzugreifen.

Weitere Informationen

Erich Mühsam ist der Autor des Gedichtes „Wehe der Erde“. Mühsam wurde im Jahr 1878 in Berlin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1920. München ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Expressionismus zuordnen. Mühsam ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 76 Worte. Die Gedichte „Bauchweh“, „Betäubung“ und „Das Beispiel lebt“ sind weitere Werke des Autors Erich Mühsam. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Wehe der Erde“ weitere 57 Gedichte vor.

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