Vor einem Kleid von Joachim Ringelnatz

Karo ist in deinem Kleid,
Eine ganze Masse
Karo-Asse.
 
Wieviel Karos ihr wohl seid
In dem Kleid? – Das Kleid ist nett.
 
Karos sind im armen Bett.
 
Nun ich habe nicht gezählt,
Wenn mich auch die Frage,
Wieviel es wohl sind, doch quält.
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(Immer wieder seh’ ich hin.)
 
11 
Weil ich männlich bin,
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Rock und Hose trage,
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Paßt solch Muster nicht für mich.
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Karo ist zu munter.
 
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Aber ich bestaune dich,
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Fremdes Mädchen, hübsche Maid.
17 
Karo ist in deinem Kleid.
 
18 
Ist ein Coeur darunter?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Vor einem Kleid“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vor einem Kleid“ wurde vom Autor Joachim Ringelnatz verfasst, welcher von 1883 bis 1934 lebte, daher lässt sich das Werk zeitlich der Epoche der neuen Sachlichkeit/Weimarer Republik zuordnen.

Der erste Eindruck von diesem Gedicht scheint eine leichte und unbeschwerte Atmosphäre zu kreieren. Man bekommt das Bild einer alltäglichen Situation, in der der Sprecher das Kleid einer Frau und dessen Muster bewundert.

Inhaltlich geht es zunächst um das Karomuster eines Kleides, das der Sprecher betrachtet. Er fragt sich, wieviele Karos wohl auf dem Kleid sein mögen und dass es ihm gefällt. Am Ende wirft er die Frage auf, ob „ein Coeur“, also ein Herz (aus dem Französischen), darunter sei – womit er wohl metaphorisch auf die Gefühle der Trägerin anspielt.

Hinsichtlich der Aussage des lyrischen Ich lässt sich feststellen, dass der Sprecher hier das Muster des Kleides als Ausdruck der Persönlichkeit oder Stimmung der Frau interpretiert und sich gleichzeitig zu ihr hingezogen fühlt.

In Bezug auf die Form fällt auf, dass das Gedicht aus sieben Strophen besteht, die jeweils eine unterschiedliche Anzahl von Versen haben. Es gibt jedoch keinen Reim, und auch das Metrum ist nicht stringend, was die Leichtigkeit und Unbeschwertheit des Gedichts unterstreicht.

Die Sprache ist schlicht und einfach, fast prosaisch, aber dennoch präzise und bildhaft. Wörter wie „Karo-Asse“, „männlich“, „Rock und Hose“, „fremdes Mädchen, hübsche Maid“ lassen ein spielerisches Flirten mit traditionellen Geschlechterrollen und der Mode ihrer Zeit erkennen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Gedicht ein typisches Beispiel für Ringelnatz' humorvolle und leichte Art des Dichtens ist, in der er alltägliche Beobachtungen aufgreift und diese in einen kontextuellen Rahmen setzt, der einen tieferen Sinn suggeriert, ohne diesen explizit zu benennen. Hierbei spielt die Betrachtung der Weiblichkeit eine große Rolle.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Vor einem Kleid“ des Autors Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1933 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 82 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Vor einem Kleid“ weitere 560 Gedichte vor.

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