Viel gesiebt von Joachim Ringelnatz

Ich habe versucht, einen Wind einzufangen.
Aber ich fand das Gefangene nicht.
 
Ich bin durch tiefe Wälder gegangen,
Wo der Wind ganz tief mit den Wipfeln spricht,
Wipfeln von ganz hohen Kiefern.
Ich sah im Moos eine Bierflasche liegen.
Wenn ich in einem Bierversand
Die würde abliefern,
Bekäme ich zehn Pfennige Pfand.
 
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Ich habe versucht, das viele Versuchen
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Ganz aufzugeben.
 
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Ich nahm einer Wanze das Leben,
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Die mich nur gejuckt hat. – –
 
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Unsereiner
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Wird immer kleiner,
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Je tiefer er ins Leben geguckt hat.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Viel gesiebt“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
1934
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Viel gesiebt“ stammt von dem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz, der vor allem in der Weimarer Republik zu großer Bekanntheit gelangte. Das Gedicht kann daher zeitlich in die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick zeichnet sich das Gedicht durch seine zum Teil humorvollen und zum Teil ernsten Strömungen aus. Dies ist typisch für Ringelnatz' Stil, der sich oft durch Ironie, Witz und gleichzeitig tiefe Poesie auszeichnet.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das lyrische Ich, das verschiedene Versuche unternimmt, um spezifische Ziele zu erreichen. Diese Ziele, etwa den Versuch, den Wind einzufangen oder auf das ständige Versuchen zu verzichten, wirken nahezu absurd und unerreichbar. Ebenso humoristisch wird der Fund einer Bierflasche im Wald und das mögliche Pfandgeld betrachtet. Jedoch wird auch ein ernsterer Ton angeschlagen, wenn das lyrische Ich zugibt, einer Wanze das Leben genommen zu haben. Zum Schluss zieht das lyrische Ich die Schlussfolgerung, dass es sich immer kleiner fühlt, je tiefer es ins Leben blickt. Dies könnte das Gefühl von Überforderung und Ohnmacht gegenüber den großen Fragen und Herausforderungen des Lebens widerspiegeln.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl, was auf eine freie Form hindeutet. Die Sprache ist einfach und leicht verständlich, was jedoch die Doppeldeutigkeit und den tieferen Sinn nicht schmälert. Die Wortwahl ist alltäglich und unprätentiös, was typisch für Ringelnatz ist.

Zusammenfassend scheint „Viel gesiebt“ den Kampf des lyrischen Ichs mit den Herausforderungen und Absurditäten des Lebens darzustellen. Der Kontrast zwischen humorvollen Elementen und ernsten Themen spiegelt die kontrastreiche und oft unbegreifliche Natur des Lebens wider.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Viel gesiebt“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1934 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 82 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Viel gesiebt“ weitere 560 Gedichte vor.

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