Träume von Paul Haller

Durch der Nächte stille Schlummergassen
Schleich ich mauerlängs mit scheuem Schritte,
Daß die Träume nicht am Kleid mich fassen,
Die dahergehn in des Weges Mitte.
 
Denn vor Träumen hüte sich die Seele!
Die den Tag uns zeigen und die Sonne,
Daß der Blinde fühle, was ihm fehle,
Der Betrübte lechze nach der Wonne.
 
Die der Liebe holde Friedenspalme
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Fern uns zeigen auf besonntem Hügel,
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Daß dich Wütender der Schmerz zermalme
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Und die Trauer um gebrochne Flügel.
 
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Durch der Nächte stille Schlummergassen
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Schleich ich drum mit angstgehemmtem Tritte,
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Daß die Träume nicht am Kleid mich fassen,
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Die dahergehn in des Weges Mitte.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Träume“

Autor
Paul Haller
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
nach 1898
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Träume“ wurde von Paul Haller verfasst, der von 1882 bis 1920 lebte. Das situieren des Gedichtes innerhalb von Hallers Schaffenszeit ist schwierig, da keine konkrete Jahresangabe gegeben ist. Nach ersterem Lesen ergibt sich der Eindruck von einer düsteren, ängstlichen Stimmung, die durch die beschriebenen Träume getriggert wird.

Das Gedicht erzählt die Geschichte des lyrischen Ichs, das sich nachts durch ruhige, schlafende Gassen bewegt. Es bewegt sich vorsichtig, um zu vermeiden, dass seine Träume es ergreifen. Das lyrische Ich warnt davor, dass diese Träume die Realität darstellen und dadurch den Blinden aufzeigen, was ihm fehlt, und den Betrübten nach Glück sehnen lassen. Des Weiteren können sie die Schmerzen der unerfüllten Liebe nahebringen, sodass die Traurigkeit über verlorene Möglichkeiten hervorgerufen wird. Das lyrische Ich wiederholt seine nächtliche Wanderung, immer noch in Angst, von seinen Träumen betroffen zu werden.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen zu je vier Versen. Die Sprache des Gedichts ist bildlich und metaphorisch. Die „Träume“ werden personifiziert und als aktive, fast bedrohliche Figuren dargestellt, die das lyrische Ich „fassen“ können. Die Gassen, in denen das lyrische Ich sich bewegt, sind „schlummernd“, was eine Atmosphäre der Ruhe und des Schlafes erzeugt. Dies steht im Kontrast zur Angst und Vorsicht, die das lyrische Ich ausdrückt.

Zusammenfassend ist „Träume“ ein Gedicht, das die Angst vor den eigenen Träumen und ihrer Kraft, Sehnsüchte und Schmerzen zu erwecken, thematisiert. Es zeigt auch die Furcht des lyrischen Ichs vor der Konfrontation mit der Realität, die die Träume aufzeigen könnten. Der metaphorische und bildhafte Gebrauch der Sprache unterstreicht diese Themen und erzeugt eine gespenstische, beklemmende Atmosphäre.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Träume“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Paul Haller. Im Jahr 1882 wurde Haller in Rein bei Brugg geboren. In der Zeit von 1898 bis 1920 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Aarau. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Haller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 101 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Paul Haller ist auch der Autor für Gedichte wie „An eine Sängerin“, „Augen“ und „Bei Morcote“. Zum Autor des Gedichtes „Träume“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 65 Gedichte vor.

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