Seehund zum Robbenjäger von Joachim Ringelnatz
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„Ich bin ein armer Hund. |
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Ich habe keine Brieftasche. Im Gegenteil: |
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Man macht aus mir welche; sehr wohlfeil. |
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Und Wohlfeil ist Schund. |
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Taten wir jemals Menschen beißen?! |
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Im Gegenteil: Jedes menschliche Kind |
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Wird uns, wenn wir auf dem Lande sind, |
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Mit Steinen totschmeißen. |
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Wie ihr Indianer und Neger |
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Nicht glücklich für sich leben ließt, |
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Stellt ihr uns nach und schießt |
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Uns nieder. Für Bettvorleger! |
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Wo ihr Menschen Freischönes erschaut, |
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Öffnet ihr, staunend, euren Rachen. |
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Warum erstrebt ihr es nicht, euch vertraut |
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Mit den Tieren zu machen? |
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Wilde Tiere sahen allem, was neu |
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Und friedlich war, anfangs unsicher zu. |
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Wer nahm den wilden Tieren die Ruh? |
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Wer gab ihnen zur Angst die Wut? |
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Der Mensch verkaufte Instinkt und Scheu. |
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Das Tier ist ehrlich uns deshalb gut.“ |
Details zum Gedicht „Seehund zum Robbenjäger“
Joachim Ringelnatz
6
22
125
1933
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Seehund zum Robbenjäger“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der zwischen 1883 und 1934 lebte. Ringelnatz ist bekannt für seine humorvollen und manchmal sarkastischen Gedichte, doch dieses Gedicht hat einen ernsteren Unterton.
Beim ersten Lesen wird klar, dass dieses Gedicht aus der Perspektive eines Seehundes geschrieben wurde, der mit einem menschlichen Robbenjäger spricht. Der Seehund kritisiert das menschliche Verhalten und beschreibt das Leiden und die Unverständnis der Tiere gegenüber der Art und Weise, wie sie behandelt werden.
Inhaltlich handelt das Gedicht von der Unmenschlichkeit und Grausamkeit der Menschen gegenüber den Tieren. Der Seehund präsentiert eine Reihe von Behauptungen und Fragen an den Robbenjäger. Er hinterfragt, warum Menschen Tiere jagen, töten und ihrer Produkte berauben, während die Tiere den Menschen nie schaden würden. Er vergleicht die Behandlung der Tiere mit der Unterdrückung von „Indianern und Negern“ und kritisiert das Verhalten der Menschen. Der Seehund schließt mit dem Appell, dass Menschen versuchen sollten, eine Verbindung zu den Tieren aufzubauen, anstatt sie zu töten.
Die Form des Gedichtes ist durch mehrere Vierzeiler und einen Zweizeiler am Ende geprägt. Jede Strophe behandelt einen bestimmten Aspekt des Konflikts zwischen Menschen und Tieren. Die Sprache ist einfach, aber effektiv, um die Botschaft zu vermitteln. Es gibt einige rhetorische Fragen, die dazu dienen, die Aufmerksamkeit des Lesers zu erregen und zum Nachdenken anzuregen. Ringelnatz nutzt kontrastierende Begriffe wie „Wohlfeil“ und „Schund“, „Freischönes“ und „Rachen“ und „Instinkt“ und „Scheu“, um die Unterschiede zwischen Mensch und Tier zu betonen.
Insgesamt drückt das Gedicht eine tiefgründige Kritik am menschlichen Umgang mit Tieren aus und regt zum Nachdenken über unser Verhältnis zur Natur und den Tieren an.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Seehund zum Robbenjäger“ ist Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1933 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 125 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Zum Autor des Gedichtes „Seehund zum Robbenjäger“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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