Schwanneke starb am 9. Juni 1931 von Joachim Ringelnatz

Schwanneke starb. Nachts ward es mir erzählt.
Der Schauspieler, von dem nun alles spricht.
Ich habe nicht zu seinem engsten Kreis gezählt,
Er auch zu meinem nicht.
 
Ich wußte: er war populär, begabt.
Wir sprachen wenig. Er war still, bescheiden.
Nun fühl ich erst: ich hab ihn lieb gehabt,
Und weiß, warum ihn alle mochten leiden.
 
Er ging mich nicht viel an. Doch er war gut,
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Und das ist viel. Warum — muß ich nun fragen —
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Fand zwischen Scheu und Scheu sich nicht der Mut
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Einander Herzlicheres frei zu sagen?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Schwanneke starb am 9. Juni 1931“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der besonders durch seine humoristische Lyrik bekannt ist. Er lebte von 1883 bis 1934, daher lässt sich das Gedicht zeitlich der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zuordnen, genauer gesagt der Zeit der Weimarer Republik.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und reflektiert. Es geht um den Tod einer Person namens Schwanneke, der vom lyrischen Ich als Schauspieler beschrieben wird. Es wird deutlich, dass diese Figur eine Art Prominenz darstellt, „von der nun alles spricht“. Allerdings war das lyrische Ich keine enge Bezugsperson für Schwanneke und umgekehrt.

Das lyrische Ich gibt an, Schwanneke als eine populäre und begabte Person gewusst zu haben, jedoch haben sie wenig gesprochen, sicherlich auch bedingt durch ihre verschiedenen sozialen Kreise. Dabei betont das lyrische Ich, dass Schwanneke still und bescheiden gewesen sei. In der Nachbetrachtung erkennt das lyrische Ich erst seine Zuneigung für Schwanneke und kann nachvollziehen, warum er von allen geschätzt wurde.

In der dritten und letzten Strophe stellt das lyrische Ich fest, dass trotz der Distanz und Zurückhaltung Schwanneke gut war. Mit dieser Aussage scheint das lyrische Ich die Menschlichkeit und Wärme Schwannekes zu betonen. Das Gedicht endet mit einer kritischen Selbstreflektion des lyrischen Ichs und einer Frage: Warum haben sie sich nicht getraut, ihre gegenseitige Wertschätzung auszudrücken?

Das Gedicht folgt keiner speziellen Reimstruktur, ist allerdings in drei Vierzeilern organisiert, das heißt, es gliedert sich in drei Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist verständlich und weist dabei eine gewisse Formalität auf.

Insgesamt reflektiert das Gedicht also das Bedauern des lyrischen Ichs über eine verpasste Chance, nämlich das Aussprechen von Zuneigung und Wertschätzung zu Lebzeiten Schwannekes. Dabei wird auch Kritik an der strikten Trennung verschiedener gesellschaftlicher Kreise laut, die eine offenere Kommunikation verhindert hat.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Schwanneke starb am 9. Juni 1931“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1932 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 89 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Schwanneke starb am 9. Juni 1931“ weitere 560 Gedichte vor.

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