Schlacht mit richtigen Bomben von Joachim Ringelnatz

1	Das muß sein wie bei einer wirklichen Schlacht,
2	Mit richtigem Zufall, wo’s blitzt und kracht
3	— — — —
4	Kannst du Stahllineale oder Fischbeinstäbe kriegen,
5	Im Korsett in deiner Mutter wirst du welche finden.
6	Die mußt du spannen, das heißt im Bogen biegen
7	Und beide Enden mit Zwirn zusammenbinden.
8	Lege solch Bomben auf einen Zeitungswisch,
9	(Den du vorher mit Benzin begießt), auf den Tisch.
10	Nun baust du ganz dicht drum rum deine Bleisoldaten
11	Auf. Wies grade kommt, kreuz und quer,
12	Als wären sie schon ins Handgemenge geraten.
13	Spritze auch nochmals bißchen Benzin umher.
14	Nun mußt du von etwa zwei Schritt zurück
15	Brennende Zündhölzer zwischen schmeißen.
16	Dann brennt alles. Die Bomben platzen und reißen
17	Große Lücken. — Das ist das Soldatenglück,
18	— — — —
19	Und wenn dein Vater dir droht, er wolle den Stock holen,
20	Dann sage, das frühere Dienstmädchen
21	habe das Spiel dir empfohlen.

Details zum Gedicht „Schlacht mit richtigen Bomben“

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Schlacht mit richtigen Bomben“ und wurde von dem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte und dessen literarisches Schaffen hauptsächlich in die Weimarer Republik und die Anfangsjahre des Nationalsozialismus fiel.

Schon beim ersten Eindruck scheint das Gedicht eine Anleitung für ein Kind zu sein, um eine Schlacht mit Spielzeugsoldaten und selbstgebastelten Bomben darzustellen. Bei genauerem Hinsehen geht es jedoch um mehr als nur ein unbedachtes Kinderspiel. Das lyrische Ich gibt in bildhafter und detaillierter Weise Anweisungen für die Konstruktion der 'Bomben', die Konfiguration der 'Soldaten' und die Durchführung der 'Schlacht', was auf eine mögliche Erwachsenenperspektive hinweist.

Inhaltlich vermittelt das Gedicht also eine Art kriegerisches Spiel, das aber ernste Implikationen birgt. Das lyrische Ich stellt den kindlichen Umgang mit kriegerischen Darstellungen dar, was möglicherweise eine Kritik an der Erziehung und Vermittlung von Gewalt in der Gesellschaft darstellt. Der Aspekt des Scherzens und der Spontaneität wird durch die Versform und den spielerischen Ton unterstrichen, doch die wiederholte Erwähnung des „Soldatenglücks“ und der Tatsache, dass der Vater mit dem Stock droht, liefert einen Sarkasmus, der den Ernst der Situation betont.

Formal betrachtet ist das Gedicht modern und enthält kein klares Reimschema oder Metrum, was die Unvorhersehbarkeit und das Chaos der Kriegsspiele unterstreichen könnte. Die Sprache ist unkompliziert und direkt, was sowohl zur kindlichen Perspektive als auch zur ironischen Darstellung des ernsten Untertons passt.

Insgesamt könnte das Gedicht als eine satirische Kritik an der Glorifizierung von Krieg und Gewalt in der Gesellschaft gesehen werden, die schon bei Kindern beginnt und durch Erziehung verstärkt wird. Ringelnatz könnte hiermit ein Zeichen gegen die damals vorherrschende Militarisierung der Gesellschaft setzen und eine Aufforderung an die Erwachsenen richten, Kindern eine verantwortungsvolle und friedliche Erziehung zukommen zu lassen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Schlacht mit richtigen Bomben“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1924 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Potsdam. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 137 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“. Zum Autor des Gedichtes „Schlacht mit richtigen Bomben“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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