Schiff 1931 von Joachim Ringelnatz

Wir haben keinen günstigen Wind.
Indem wir die Richtung verlieren,
Wissen wir doch, wo wir sind.
Aber wir frieren.
 
Und die darüber erhaben sind,
Die sollten nicht allzuviel lachen.
Denn sie werden nicht lachen, wenn sie blind
Eines Morgens erwachen.
 
Das Schiff, auf dem ich heute bin,
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Treibt jetzt in die uferlose,
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In die offene See. — Fragt ihr: „Wohin?“
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Ich bin nur ein Matrose.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Schiff 1931“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
64
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem bedeutenden deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der in den Jahren 1883 bis 1934 lebte. Sein Werk „Schiff 1931“ kann aufgrund der Jahreszahl im Titel ins Jahr 1931 eingeordnet werden, welches in der Zwischenkriegszeit und inmitten der Weltwirtschaftskrise liegt.

Schon beim ersten Lesen entsteht der Eindruck eines melancholischen Grundtones. Es scheint um eine Sinnkrise, eine Orientierungslosigkeit und ein Unwohlsein innerhalb bestehender Systeme zu gehen.

Inhaltlich geht es um das lyrische Ich auf einem Schiff, welches sich auf einer ungewissen Reise ohne konkrete Richtung befindet und symbolisch für das Menschsein und die Konfrontation mit Schwierigkeiten und Herausforderungen steht. Trotz der anfänglichen Unsicherheiten ist das lyrische Ich sich seines Standortes bewusst. Es friert, was auf emotionale Kälte oder Einsamkeit hindeuten könnte. Diejenigen, die sich über höher stehen, werden gewarnt, dass auch sie Verlust (symbolisch durch „Blindheit“) erfahren könnten. Im letzten Abschnitt gibt das lyrische Ich zu, dass es einfach nur ein Matrose ist, der auf die offene See treibt. Dies kann als Ausdruck von Unsicherheit, vielleicht sogar einer Depression interpretiert werden, kann aber gleichzeitig auch als Demut und Akzeptanz des Schicksals gedeutet werden.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen à vier Verse. Die Sprache ist einfach und direkt, dabei aber metaphorisch und bildhaft. Trotz der Melancholie und der schweren Thematik ist das Gedicht nicht kompliziert oder schwer verständlich. Ringelnatz nutzt Seefahrt-Terminologie, um existenzielle Fragen und menschliche Ängste darzustellen. Der Stil ist typisch für Ringelnatz, der oft die Einfachheit mit der Tiefe in seinen Werken kombiniert. Der Rhythmus des Gedichtes ist gleichmäßig, was zum ernsten Ton des Textes beiträgt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Schiff 1931“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1932 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 64 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“. Zum Autor des Gedichtes „Schiff 1931“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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