Pinguine von Joachim Ringelnatz

Auch die Pinguine ratschen, tratschen,
Klatschen, patschen, watscheln, latschen,
Tuscheln, kuscheln, tauchen, fauchen
Herdenweise, grüppchenweise
Mit Gevattern,
Pladdern, schnattern
Laut und leise.
Schnabel-Babelbabel-Schnack,
Seriöses, Skandalöses, Hiebe, Stiche.
 
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Oben: Chemisette mit Frack.
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Unten: lange, enge, hinderliche
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Röcke. – Edelleute, Bürger, Pack,
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Alte Weiber, Professoren.
 
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Riesenvolk, in Schnee und Eis geboren.
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Sie begrüßen herdenweise
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Ersten Menschen, der sich leise
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Ihnen naht. Weil sie sehr neugierig sind.
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Und der erstgesehene Mensch ist neu.
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Und Erfahrungslosigkeit starrt wie ein kleinstes Kind
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Gierig staunend aus, jedoch nicht scheu.
 
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Riesenvolk, in Schnee und Eis geboren,
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Lebend in verschwiegener Bucht
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In noch menschenfernem Lande.
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Arktis-Expedition. – Revolverschuß –:
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Und das Riesenvolk, die ganze Bande
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Ergreift die Flucht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Pinguine“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
26
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1934
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Pinguine“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte. Seine Werke sind der literarischen Epoche des Expressionismus zuzuordnen, in der Künstler oft verzerrte Wirklichkeiten darstellten, um emotionale Wahrheiten ans Licht zu bringen.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt ein schneller Rhythmus auf, der von wiederholten, lautmalerischen Wörtern und Spielen mit Reimen und Assonanzen getragen wird. Es wirkt heiter und spielerisch, doch unter dieser Oberfläche verbirgt sich eine tiefere Kritik.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht das Verhalten von Pinguinen in einer vereinfachten, fast menschlichen Darstellung. Sie ratschen, tratschen, klatschen und watscheln, ähnlich wie Menschen in einer gesellschaftlichen Versammlung. Ringelnatz weist ihnen menschliche Verhaltensweisen und Merkmale zu, sie „tuscheln, kuscheln“ und führen „Schnabel-Babelbabel-Schnack“ - eine humorvolle und absichtliche Darstellung menschlicher Kommunikation.

Der Autor macht dann eine humorvolle Bemerkung über die Kleidung der Pinguine, eine „Chemisette mit Frack“ und „lange, enge, hinderliche Röcke“, was an die höfische Kleidung des 19. Jahrhunderts erinnert. Er beschreibt sie dann als „Riesenvolk, in Schnee und Eis geboren“, das neugierig auf den ersten Menschen reagiert, der sich ihnen nähert.

In der letzten Strophe nimmt das Gedicht jedoch eine tragische Wendung. Ein Revolverschuss löst Panik aus und das „Riesenvolk“ der Pinguine ergreift die Flucht. Dies unterstreicht den Kontrast zwischen der unschuldigen Neugier der Pinguine und der tödlichen Bedrohung durch den Menschen.

Die Form des Gedichts ist recht unregelmäßig mit wechselnden Längen der Strophen und unterschiedlichen Versmaßen. Die Sprache ist geprägt durch Reime und Alliterationen, was dem Gedicht einen besonderen Rhythmus verleiht, der zwischen verspielt und ernst wechselt.

Zusammengefasst kann man sagen, dass Ringelnatz in „Pinguine“ auf humorvolle und doch ernste Weise den Kontrast zwischen der natürlichen Einfachheit und Neugier der Pinguine und der oft zerstörerischen Präsenz des Menschen hervorhebt. Das Gedicht kann als sozialkritische Allegorie auf menschliches Verhalten und Umweltzerstörung gelesen werden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Pinguine“ ist Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1934 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 107 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 26 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Pinguine“ weitere 560 Gedichte vor.

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