An einen Glasmaler von Joachim Ringelnatz

Ja, du weißt: Es richten deine
Farben sich nach jedem Scheine,
Immer nur nach andrer Meinung,
Kläglich mild
Bis kitschig wild,
Durch sich selbst niemals Erscheinung.
 
Dein Genie erwählt mit großem
Blicke aus Charakterlosem
Teile klug sich zu Organen.
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Untertanen,
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Die du streng wie innig meisterst
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Und für deinen Dienst begeisterst:
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Aus dem Licht, das unser Leben
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Stimmt, Einleuchtendes zu geben.
 
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Wie’s gelingt, verwandeln deine
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Künste Glas in Edelsteine.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „An einen Glasmaler“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „An einen Glasmaler“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der vor allem durch humorvolle und skurrile Gedichte bekannt wurde. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, daher kann das Gedicht zeitlich der Weimarer Republik oder dem frühen 20. Jahrhundert zugeordnet werden.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht als eine Art Ehrerbietung an einen Glasmaler und dessen Fähigkeiten. Es enthüllt eine Anerkennung der Kunst und des Handwerks, welche der Glasmaler besitzt.

Inhaltlich befasst sich das lyrische Ich mit den unterschiedlichen Qualitäten und Fähigkeiten des Glasmalers. In der ersten Strophe spricht es darüber, wie sich die Farben des Glasmalers nach jedem „Schein“ oder Licht richten. Hier könnte der ständige Wandel in der Wahrnehmung der Kunst durch unterschiedliche Lichtverhältnisse thematisiert werden. Die Farben ändern sich „kläglich mild“ bis „kitschig wild“ und sind nie die gleiche Erscheinung in sich selbst.

Die zweite Strophe hebt das Genie des Künstlers hervor, das sich klug Teile aus dem Charakterlosen auswählt und sie zu einem Gesamtbild organisiert. Hier wird die Fähigkeit des Glasmalers gelobt, aus scheinbar unscheinbaren, bedeutungslosen Elementen etwas Schönes und Bedeutsames zu schaffen. Dies erfolgt durch das „Licht“, das unser Leben prägt und beleuchtet.

Die abschließende Strophe bringt die hohe Wertschätzung zum Ausdruck, die das lyrische Ich für die Kunst und das Handwerk des Glasmalers empfindet. Mit seinen Fähigkeiten verwandelt der Künstler einfaches Glas in Edelsteine, was eine Metapher für die Verwandlung des Gewöhnlichen, Alltäglichen in etwas Kostbares und Außergewöhnliches ist.

Formal betrachtet handelt es sich bei dem Gedicht um ein freies Gedicht ohne festes Reimschema, wobei die Länge der Verse variiert und nicht einheitlich ist. Die Sprache ist überwiegend bildhaft und metaphorisch, was zum nachdenklichen und bewundernden Ton des Gedichts beiträgt. Es wird eine Art Konversation oder direkte Ansprache des Glasmalers durch das lyrische Ich geführt, was dem Gedicht eine persönliche und intime Note verleiht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An einen Glasmaler“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1929. Erschienen ist der Text in Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 70 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An einen Glasmaler“ weitere 560 Gedichte vor.

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