Meine Tante, Frau Bebatte von Joachim Ringelnatz

Meine Tante, Frau Bebatte, *)
Welche niemals Kinder hatte,
Las vertieft im Tageblatte:
„Ein Mulatte,
welcher dreizehn Kinder hatte,
aß vor Hunger eine Ratte,
welche 19 Junge hatte.“ —
Tante wurde weich wie Watte.
„Nein“ — so rief sie — „nein, die Ratte!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Meine Tante, Frau Bebatte“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
9
Anzahl Wörter
38
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Meine Tante, Frau Bebatte“ wurde von Joachim Ringelnatz (1883-1934) verfasst und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts veröffentlicht. Der erste Eindruck, den das Gedicht hinterlässt, ist humorvoll und leicht, geprägt von Ringelnatz' charakteristischer künstlerischer Art, Witz und Absurdität in seinen Gedichten miteinander zu verbinden.

Inhaltlich handelt das Gedicht von der Titelgebenden Tante Bebatte, die anscheinend keine Kinder hat. Sie liest in einer Zeitung über einen Hunger leidenden Mann (Mulatte), der 13 Kinder hat und aus Hunger eine Ratte frisst, die selbst 19 Nachkommen hat. Angesichts dieser Geschichte wird die Tante „weich wie Watte“ und äußert Entsetzen über das Schicksal der Ratte, muss also tief berührt sein.

Das lyrische Ich könnte hier die indifferenten, gleichgültigen Reaktionen auf soziale Missstände und Ungleichheit ironisieren. Während die Tante keine Kinder hat, hat der Mulatte 13 Kinder und kämpft um seine Existenz. Sie wird emotional getroffen, nicht durch die Tatsache der Armut und des Leidens der menschlichen Figur, sondern durch das Schicksal des Tieres.

Formal gesehen ist das Gedicht in einer einzigen neunversigen Strophe organisiert, und seine einfache, schlichte Sprache gleicht der von Gebrauchslyrik. Die Sprache ist alltäglich und unkompliziert, typisch für Ringelnatz' Stil. Das Gedicht verwendet Humor und Ironie, um den Leser zur Reflexion zu bewegen, indem es die verschiedenen Reaktionen auf soziale Ungleichheit darstellt. Zugleich zeigt es eine gewisse Sympathie für die Tante und ihr Mitgefühl für die Ratte. Die Verwendung der Wiederholung in der Geschichte, die die Tante liest, schafft Rhythmus und Klang, ebenso wie die Alliteration im Namen „Bebatte“ und das Wort „Ratte“.

Obwohl Ringelnatz gemeinhin für seinen humoristischen und absurden Stil bekannt ist, kann man in diesem Gedicht eine sozialkritische Tiefe erkennen, die die oberflächliche Witzigkeit ergänzt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Meine Tante, Frau Bebatte“ des Autors Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1924 zurück. In Potsdam ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 38 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 9 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Meine Tante, Frau Bebatte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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