Maitag von Rainer Maria Rilke

Still! – Ich hör, wie an Geländen
leicht der Wind vorüberhüpft,
wie die Sonne Strahlenenden
an Syringendolden knüpft.
 
Stille rings. Nur ein geblähter
Frosch hält eine Mückenjagd,
und ein Käfer schwimmt im Äther,
ein lebendiger Smaragd.
 
Im Geäst spinnt Silberrhomben
10 
Mutter Spinne Zoll um Zoll,
11 
und von Blütenhekatomben
12 
hat die Welt die Hände voll.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Maitag“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
53
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das präsentierte Gedicht stammt von dem berühmtem Lyriker Rainer Maria Rilke, der von 1875 bis 1926 lebte. Um eine zeitliche Einordnung vornehmen zu können, ist es wichtig zu wissen, dass Rilke zur Epoche des Symbolismus und der Moderne zu zählen ist.

Auf den ersten Blick verschafft das Gedicht eine sehr ruhige, friedvolle und harmonische Atmosphäre. Es wird der Eindruck eines sonnenbeschienenen, von Stille erfüllten Maitages vermittelt, an dem die Natur in voller Blüte steht.

Der Inhalt des Gedichtes beschreibt genauer das idyllische Szenario eines Maitages, in dem das lyrische Ich auf subtiles Spiel von Licht und Farbe, den Wind, das Summen von Insekten und das Weben einer Spinne aufmerksam macht. Es wird ein Bild von einer Welt skizziert, die in vollkommener Harmonie mit der Natur existiert – insbesondere die letzte Strophe mit ihrer Anspielung auf „Blütenhekatomben“, was sowohl die Fülle als auch die Vergänglichkeit des Frühlings und seiner Schönheit symbolisiert. Das lyrische Ich möchte wahrscheinlich die Aufmerksamkeit auf die Schönheit und Lebendigkeit der Natur lenken: Ein stiller, dennoch lebendiger und bunter Tag im Mai.

In Bezug auf seine Form und die Wahl seiner Sprache folgt Rilke einer klaren Struktur. Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu jeweils vier Versen und zeichnet sich durch einen eher schlichten Sprachstil aus. Rilke verwendet gezielt bildschöpferische Metaphern und Farbsymbolik („ein lebendiger Smaragd“, „Silberrhomben“) um die Natur und ihre Lebendigkeit hervorzuheben. Dazu setzt er alliterationen („Syringendolden“) und Onomatopoesien („spinnt“) ein und schafft durch die Interaktion von syntaktischer und rhythmischer Struktur einen harmonischen Gesamtklang.

Insgesamt betont Rilkes Gedicht „Maitag“ die natürliche Schönheit und Harmonie des Frühlings und macht auf das dynamische Leben aufmerksam, das oft in der alltäglichen Hektik übersehen wird. Durch seine genaue Beobachtung und poetische Darstellung ladet es uns ein, die Schönheit der Natur auf eine neue, tiefere Weise zu schätzen.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Maitag“. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Zwischen den Jahren 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. In Frankfurt am Main ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 53 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Kirchhof zu Königsaal“, „Am Rande der Nacht“ und „An Julius Zeyer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Maitag“ weitere 338 Gedichte vor.

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Das Video mit dem Titel „Maitag von Rainer Maria Rilke, von Ole Irenäus Wieröd vorgetragen“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

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