Bei Morcote von Paul Haller

Ein leichter Süd frischt auf, und Well’ auf Welle
Wirft meinem schlanken Kiel sich in den Weg,
Der leicht behindert, lächelnd weiterstrebt,
Wie man verschlung’ne Mädchenarme trennt.
 
Im Nebel biegt das nahe Ufer weiß
Sich fern zurück, bis wo der Himmel bleich
Im Silberschleier sich zur Erde neigt.
Ein Rätsel, ob er lächelt oder weint.
 
Und wunschlos treib’ ich zwischen Dunst und Licht
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Durch weiche, tiefe Seligkeiten hin.
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Nur an dem schlanken Kiele hängt mein Blick;
12 
Der findet irgendwo und irgendwann ein Ziel.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Bei Morcote“

Autor
Paul Haller
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
84
Entstehungsjahr
nach 1898
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Bei Morcote“ stammt von dem Schweizer Dichter Paul Haller, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Dies lässt auf eine Einordnung in die literarische Epoche des Expressionismus schließen, in der intensiv emotionale und oft pessimistische Themen im Vordergrund standen.

Auf den ersten Blick suggeriert das Gedicht eine ruhige, fast sinnlich-entspannte Stimmung. Der Autor nutzt die Kulisse einer Bootsfahrt auf dem Wasser, um eine Atmosphäre des Fließens und Schwebens zu erzeugen.

Im Hinblick auf den Inhalt beschreibt das lyrische Ich eine Bootsfahrt auf dem See. Es wird eine leichte Brise beschrieben, die Wellen verursacht, welche dem Boot Hindernisse in den Weg stellen. Trotzdem strebt das Boot weiter, so wie man verschlungene Mädchenarme trennen würde. Die Umgebung ist neblig, das Ufer weiß und die Distanz zum Ufer scheint weit. Es ist unklar, ob der Himmel lächelt oder weint. Der Sprecher treibt wunschlos zwischen Dunkelheit und Licht, durch weiche, tiefe Glückseligkeit hin. Sein Fokus liegt allein auf dem Kiel seines Bootes, dass irgendwo und irgendwann ein Ziel finden wird.

Die Aussage des lyrischen Ichs kann als eine Metapher für das Leben interpretiert werden. Wie das Boot auf dem Wasser, strebt das lyrische Ich durch das Leben, trotz aller Hindernisse weiter. Es zeigt sich gleichgültig gegenüber dem Ziel oder dem Ende der Reise, und konzentriert sich stattdessen auf die gegenwärtige Fahrt und die Freuden, die sie bereitstellt.

Das Gedicht hat eine klare und einfache Form, bestehend aus drei Strophen zu je vier Versen. Der Reim ist nicht durchgängig, wobei aber häufig Paarreime zu finden sind. Die Sprache ist bildlich und metaphorisch. Die Trennung von „verschlung’nen Mädchenarmen“, der „Himmel im Silberschleier“, und das „Treiben zwischen Dunst und Licht“ sind poetische Bilder, die verschiedene Emotionen und Elemente des Lebens suggerieren. Die Einfachheit der Sprache und Form tragen zur entspannten Atmosphäre des Gedichts bei, während die Metaphern und poetischen Bilder ein tieferes und komplexeres Verständnis des Lebens ermöglichen.

Weitere Informationen

Paul Haller ist der Autor des Gedichtes „Bei Morcote“. Haller wurde im Jahr 1882 in Rein bei Brugg geboren. Zwischen den Jahren 1898 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Aarau. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Naturalismus zuordnen. Haller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 84 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Paul Haller sind „An eine Sängerin“, „Augen“ und „Conrad Ferdinand Meyer“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Bei Morcote“ weitere 65 Gedichte vor.

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