An die Masse von Joachim Ringelnatz

Ich halte zu euch, aber liebe euch nicht,
Weil ihr das niemals versteht.
Und ich liebe – ich liebe – – ich liebe euch doch,
Weil ihr solcher Liebe entgeht.
 
Wenn ihr einmal Gelegenheit habt,
Laut zu brüllen gegen Mauern,
Dann schweige ich. Ich bin mehr begabt
Als ihr. Und kann dann nur trauern.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.5 KB)

Details zum Gedicht „An die Masse“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
51
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht ist von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Damit ist es der Epoche der Moderne zuzuordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht recht negativ und kritisch gegenüber der „Masse“, also vermutlich der Allgemeinheit oder Gesellschaft.

Inhaltlich geht es um das Verhältnis des lyrischen Ichs zur besagten Masse. In der ersten Strophe drückt das lyrische Ich eine ambivalente Haltung aus: Einerseits hält es zur Masse, ohne sie zu lieben, weil sie diese Abwesenheit von Liebe nicht versteht. Andererseits liebt es die Masse doch, gerade weil sie der Liebe entgeht. Dies lässt sich als Kritik an der „Masse“ verstehen, die anscheinend unfähig ist, individuelle Gefühle zu erfassen oder zu reflektieren.

In der zweiten Strophe beschreibt das lyrische Ich eine Situation, in der die Masse laut gegen Mauern brüllt, also womöglich ihren Unmut oder Protest ausdrückt. Hierbei schweigt das lyrische Ich, weil es sich als begabter betrachtet und nur trauert. Dies könnte bedeuten, dass es sich von der Art des Protests der „Masse“ distanziert und vielleicht einen intelligenteren oder einfühlsameren Umgang mit Problemen fordert.

Formal besteht das Gedicht aus zwei vierzeiligen Strophen. Ringelnatz verzichtet auf Endreime, was den inhaltlichen Eindruck von Kritik und Distanzierung unterstreicht. Der Sprachstil ist eher schlicht und direkt, ohne viele Metaphern oder bildhafte Ausdrücke, was sich mit Ringelnatz' Betätigung als Kabarettist deckt. Die Wiederholung des „Ich liebe – ich liebe – ich liebe euch doch“ in der ersten Strophe stellt ebenfalls eine Besonderheit dar und betont die Ambivalenz des lyrischen Ichs. Insgesamt greift Ringelnatz in diesem Gedicht also gesellschaftskritische Themen auf und verarbeitet sie auf seine typische, unverblümte Art und Weise.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An die Masse“ des Autors Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. 1929 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 51 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Zum Autor des Gedichtes „An die Masse“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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