Klage von Rainer Maria Rilke

O wie ist alles fern
und lange vergangen.
Ich glaube der Stern,
von welchem ich Glanz empfange,
ist seit Jahrtausenden tot.
Ich glaube im Boot
das vorüberfuhr,
hörte ich etwas Banges sagen.
Im Hause hat eine Uhr
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geschlagen …
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In welchem Haus? …
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Ich möchte aus meinem Herzen hinaus
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unter den großen Himmel treten.
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Ich möchte beten.
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Und einer von allen Sternen
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müßte wirklich noch sein.
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Ich glaube ich wüsste
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welcher allein
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gedauert hat,
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welcher wie eine weiße Stadt
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am Ende des Strahls in den Himmeln steht …
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Klage“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das präsentierte Gedicht stammt vom berühmten österreichischen Lyriker Rainer Maria Rilke, welcher von 1875 bis 1926 lebte. Daher lässt sich das Werk zeitlich in die literarische Epoche des Symbolismus einordnen.

Beim ersten Lesen fällt die melancholische und introspektive Tonalität des Gedichts auf. Ein Gefühl der Distanz und des Vergänglichkeitsbewusstseins wird gleich zu Beginn ausgelöst und zieht sich durch das gesamte Werk.

Das Gedicht beschreibt die Gedanken und Gefühle des lyrischen Ichs, das sich mit der Vergänglichkeit der Welt und des Lebens selbst konfrontiert sieht. Der Anfang handelt von der Wahrnehmung der Distanz und Vergänglichkeit von allem, inklusive der scheinbaren Ewigkeit der Sterne. Aber es gibt auch eine unausgesprochene Sehnsucht, aus dem inneren Selbst hinauszugehen und irgendeine Form von Beständigkeit und Dauer in der Welt zu finden, symbolisiert durch einen der Sterne, der „wie eine weiße Stadt“ noch am Himmel steht.

Mithilfe einfacher und dennoch bildhafter Sprache lässt Rilke den Leser die universale Frage nach Vergänglichkeit und Beständigkeit im Leben spüren. Dabei nutzt er den Metaphernreichtum und die Symbolik der Sterne und der weißen Stadt, um das Verlangen des lyrischen Ichs nach Ewigkeit und Dauerhaftigkeit im Vergleich zur realen Vergänglichkeit alles Irdischen darzustellen.

Das Gedicht ist in freien Versen verfasst, ohne festes Metrum oder Reimschema, was zur freien Assoziation und Interpretation der Bilder und Gedanken Rilke's beiträgt. Zudem wird die Strophe in einer einzigen Gedankeneinheit gehalten, wodurch die Themen Kontinuität und Einsamkeit verstärkt werden.

Abschließend lässt sich sagen, dass Rilke in seinem Gedicht „Klage“ auf eindrucksvolle Weise die existentiellen Fragen rund um Themen wie Vergänglichkeit, Einsamkeit und Sehnsucht nach Beständigkeit aufgreift und dabei eine tiefe emotionale Resonanz im Leser auslöst. Zur Realisierung dieser Ambition nutzt er subtile sprachliche Mittel und eine freie Form, um der Komplexität und Vielschichtigkeit dieser menschlichen Emotionen gerecht zu werden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Klage“ ist Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. 1893 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 85 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 21 Versen. Die Gedichte „Abend“, „Abend“ und „Abend“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Zum Autor des Gedichtes „Klage“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 338 Gedichte vor.

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