Igel und Agel von Christian Morgenstern

Ein Igel saß auf einem Stein
und blies auf einem Stachel sein.
Schalmeiala, schalmeialü!
Da kam sein Feinslieb Agel
und tat ihm schnigel schnagel
zu seinen Melodein.
Schnigula schnagula
schnaguleia lü!
 
Das Tier verblies sein Flötenhemd ...
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„Wie siehst Du aus so furchtbar fremd!?“
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Schalmeiala, schalmeialü –.
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Feins Agel ging zum Nachbar, ach!
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Den Igel aber hat der Bach
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zum Weiher fortgeschwemmt.
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Wigula wagula
16 
waguleia wü
17 
tü tü ..
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Igel und Agel“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
nach 1887
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Igel und Agel“ stammt von Christian Morgenstern, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1871 bis 1914 lebte. Dieses Gedicht lässt sich zeitlich in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert einordnen.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht an das Genre der Kinderreime oder Nursery Rhymes erinnert, durch den einfachen Rhythmus und die Verwendung von kurzen, prägnanten Reimen und nonsensischen Sätzen. Darüber hinaus scheinen Tiere als Hauptfiguren eine Rolle zu spielen – eine weitere typische Eigenschaft von Kinderversen.

Inhaltlich erzählt das Gedicht die Geschichte eines Igels, der auf einem Stein sitzt und auf einem seiner Stachel bläst, als wäre er ein Musikinstrument. Dabei entstehen scheinbar Melodien, denn das Wort „Melodein“ (Vers 6) verweist auf eine Art von Musik. Der Igel scheint jedoch in Schwierigkeiten zu geraten – „Das Tier verblies sein Flötenhemd ...“ (Vers 9), und seine Geliebte Agel, scheint entsetzt über sein verändertes Aussehen zu sein: „Wie siehst Du aus so furchtbar fremd!?“ (Vers 10). Am Ende wird der Igel durch den Bach weggeschwemmt und Agel geht zum Nachbarn.

Auf formal-ästhetischer Ebene ist das Gedicht charakterisiert durch seinen simplen Reim und Rhythmus, der an Kinderlieder erinnert und somit einen melodischen, spielerischen Eindruck erweckt. Morgenstern benutzt dabei Erfindungsworte wie „Schalmeiala“, „schnigel schnagel“, „schnaguleia lü“, was das Gedicht einzigartig und unterhaltsam macht, obgleich den Wörtern kein bestimmter Sinn zugeschrieben werden kann.

In seiner Aussage könnte das Gedicht ein elementares menschliches Dilemma thematisieren: das Scheitern in dem Versuch, sich für die Liebe zu verändern oder anzupassen, mit dramatischen Folgen. Die tragische Wendung am Ende – der Igel wird weggeschwemmt, Agel geht zu einem anderen – erinnert daran, dass solche Änderungen oder Veränderungen oft schmerzhaft und sogar destruktiv sein können. Es könnte auch als Warnung interpretiert werden, nicht zu versuchen, sich selbst zu „verblasen“ für jemanden anderen, da dieser jemand einem dennoch den Rücken kehren kann.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Igel und Agel“ des Autors Christian Morgenstern. 1871 wurde Morgenstern in München geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1887 bis 1914 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Zürich. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 66 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Morgenstern sind „Bedenke, Freund, was wir zusammen sprachen“, „Bim, Bam, Bum“ und „Brief einer Klabauterfrau“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Igel und Agel“ weitere 189 Gedichte vor.

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