Herbsttag von Rainer Maria Rilke
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Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. |
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Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren |
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und auf den Fluren laß die Winde los. |
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Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; |
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gieb ihnen noch zwei südlichere Tage |
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dränge sie zur Vollendung hin und jage |
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die letzte Süße in den schweren Wein. |
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Wer jetzt kein Haus hat baut sich keines mehr. |
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Wer jetzt allein ist wird es lange bleiben, |
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wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben |
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und wird in den Alleen hin und her |
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unruhig wandern wenn die Blätter treiben. |
Details zum Gedicht „Herbsttag“
Rainer Maria Rilke
3
12
87
1906
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Rainer Maria Rilke, ein bedeutender Dichter der literarischen Moderne im Deutschsprachigen Raum. Das Gedicht „Herbsttag“ wurde im Jahre 1902 geschrieben und zählt zu den berühmtesten Werken des Autors.
Bei dem ersten Eindruck erkennt man sofort, dass das lyrische Ich den Übergang vom Sommer in den Herbst thematisiert. Es scheint den Wechsel der Jahreszeiten nicht nur zu beobachten, sondern diesen auch rituell zu beschwören, indem es sich direkt an eine übergeordnete Instanz wendet, die als „Herr“ angesprochen wird.
Inhaltlich lässt das Gedicht eine starke Sehnsucht und Melancholie erkennen. In der ersten Strophe beschwört das lyrische Ich das Ende des Sommers und den Beginn des Herbstes. Die zweite Strophe beschreibt die Reifung der Früchte und die Vorbereitung auf den Winter. In der letzten Strophe reflektiert das lyrische Ich die Einsamkeit und Melancholie, die mit dem Herbst einhergeht. Es scheint, als ob das lyrische Ich die Vergänglichkeit und den fortwährenden Wandel der Zeit bedauert und diese Stimmung auf das eigene Leben projiziert.
Vom formalen Aspekt her besteht das Gedicht aus drei Strophen, wobei die Strophen unterschiedliche Verszahlen aufweisen. Diese Unregelmäßigkeit könnte das Bild der Unbeständigkeit und der Veränderung, symbolisiert durch den Wechsel der Jahreszeiten, verdeutlichen. Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch starke bildliche Metaphern aus. Die Früchte und der Wein symbolisieren den nahenden Abschied vom Sommer und den Übergang in die trübe Jahreszeit.
Insgesamt behandelt Rilkes „Herbsttag“ Themen wie Vergänglichkeit, Einsamkeit und die kontinuierliche Veränderung des Lebens und der Zeit. Das lyrische Ich spricht dabei Gefühle von Melancholie, Sehnsucht und Einsamkeit an, die viele Menschen mit dem Übergang vom Sommer in den Herbst assoziieren.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Herbsttag“ des Autors Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1906 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 87 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Als ich die Universität bezog“, „Am Kirchhof zu Königsaal“ und „Am Rande der Nacht“. Zum Autor des Gedichtes „Herbsttag“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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