Gewisse junge Burschen von Joachim Ringelnatz

Seltsam schauen diese Jungen ins Leben,
Davon sie gar nichts begreifen,
In einer Zeit, da sie gar nichts erleben
Und ebenso deshalb so gesund reifen.
 
Drückt kein Gewehr sie, auch kein Ranzen.
Ohne zu ahnen, wissen sie.
Ohne zu fragen, beherrschen und tanzen
Sie sicher jede Zurzeit-Melodie.
 
Wie lange wird’s währen?
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Wer ist der erste Rohling, der spricht,
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Um sie aufzuklären?
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Ich wagte es nicht.
 
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Und ihre Mädchen, vom gleichen Jahr,
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Meist jünger sogar,
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Lassen sich gern scheinbar lenken
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Und empfinden wunderbar:
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Er gibt uns gar nichts zu denken.
 
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Gönnt doch den jungen, frischen
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Tieren ihr freudiges Weichmaulgefräß.
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Ihrem Zahnarzt entwischen
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Sie doch nicht. Bestimmungsgemäß.
 
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Neben mir, still, vom Ball abgewandt,
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Steht so einer dergleichen.
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Ich möchte so gern aus der flachen Hand
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Ihm ein Stück Zucker reichen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Gewisse junge Burschen“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gewisse junge Burschen“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller, der für seine humoristischen und oft absurd anmutenden Gedichte bekannt ist. Ringelnatz wurde 1883 geboren und starb 1934, daher lässt sich das Gedicht in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zeitlich einordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht leicht belustigt und ironisch, teilweise sogar ein wenig spöttisch. Der Autor schaut auf die jüngere Generation und ihre Lebensweise, die von ihm als harmlos und unschuldig interpretiert wird.

Grob zusammengefasst geht es in dem Gedicht darum, wie sorglos und unbeschwert junge Menschen, hauptsächlich Jungen, in die Welt blicken. Sie leben in einer Zeit, in der sie offenbar noch nicht viel erlebt haben und daher gesund heranwachsen. Sie sind scheinbar sicher und ohne Sorgen, kennen die Melodien ihrer Zeit und tanzen dazu, ohne Fragen zu stellen. Ringelnatz stellt sich die Frage, wer wohl der erste sein wird, der sie „aufklärt“ - wohl eine Anspielung darauf, wer ihnen die Realitäten und Härten des Lebens zeigen wird. Auch die Mädchen dieser Generation werden beschrieben, die sich scheinbar von den Jungs führen lassen. Ringelnatz schließt das Gedicht damit ab, dass man den jungen Leuten ihr unbeschwertes Dasein gönnen und sie auf ihrem Weg begleiten sollte.

Auf formaler Ebene sind die Strophen jeweils vier Zeilen lang, mit Ausnahme der vierten Strophe, die fünf Zeilen enthält. Die Sprache des Gedichts ist klar und einfach, obwohl einige Zeilen mehrdeutige Bedeutungen haben könnten. Die Beschreibungen Ringelnatzs sind sehr bildhaft; er benutzt Metaphern und Vergleiche, um den Zustand der jungen Menschen darzustellen - etwa wenn er von einem „freudigen Weichmaulgefräß“ und „Zahnarzt entwischen“ spricht oder sie mit einem Tier vergleicht, dem man „aus der flachen Hand ein Stück Zucker reichen“ möchte. Damit spiegelt er die Naivität und Unschuld der Jugend wider.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Ringelnatz in „Gewisse junge Burschen“ die Jugend und ihre vermeintliche Naivität satirisch darstellt und gleichzeitig die Frage aufwirft, wer diese Unschuld zerstören und die junge Generation in die Realitäten des Lebens einführen wird.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Gewisse junge Burschen“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 129 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 25 Versen. Die Gedichte „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Gewisse junge Burschen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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