Gedenken an meinen Vater von Joachim Ringelnatz

Warum ich tief Atem hole?
 
So hat mein Vater gern Bowle gebraut.
Nun trinken wir zwei eine Bowle.
Und du hast ihn nimmer gehört noch geschaut.
 
Doch wie wir beide hier zechen
Und sprechen miteinander — so ungefähr —
Meine ich — würde Vater sprechen,
Wenn er dein Liebster gewesen wär.
 
Je mehr ich altre und lerne,
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Kommt er mir immer mehr nah.
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Prost, Musch, einen Schluck auf den toten Papa!
12 
Jetzt lächelt er jenseits der Sterne.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Gedenken an meinen Vater“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Gedenken an meinen Vater“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst. Ringelnatz, dessen Geburtsname Hans Bötticher lautet, lebte von 1883 bis 1934 und zählt zur Epoche der Neuen Sachlichkeit bzw. der Weimarer Republik.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck einer intimeren und nachdenklichen Stimmung. Der Titel ist an sich schon ein Ausdruck des Respekts und der Verehrung für den Vater des Dichters. Das lyrische Ich scheint im Gespräch mit einer nicht näher definierten Person im Laufe eines gemeinsamen Trinkgelages zu sein.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich darum, wie das lyrische Ich seinen verstorbenen Vater in Erinnerung behält und wie er sich mit ihm verbunden fühlt, obwohl er physisch nicht mehr anwesend ist. Das Gedicht beginnt mit einer Frage, die anscheinend auf die Aktion des Trinkens einer Bowle verweist. Dieses Getränk wird als Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und seinem Vater hergestellt, der es gerne gebraut hat. Dem folgen Überlegungen darüber, dass sein Vater sie hören könnte. Das lyrische Ich fühlt, dass es seinen Vater mit jedem Gespräch, das er führt, und mit jedem Getränk, das er trinkt, besser versteht und ihm näherkommt.

Formal betrachtet besteht das Gedicht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen (1, 3, 4, 4). Der Ausdruck „Prost, Musch,“ in der vierten Strophe könnte indizieren, dass das lyrische Ich eine intimere Beziehung zur Person, mit der es sich unterhält, hat.

Die Sprache ist direkt und klar und es werden einfache, alltägliche Begriffe verwendet. Es fehlen jedoch Reime, was insgesamt den Charakter eines freien Verses prägt. Ringelnatz schafft es, eine warme und dennoch nachdenkliche Atmosphäre zu erzeugen. Damit wird vermittelt, dass das Bewahren von Erinnerungen und das Ehren der Vergangenheit ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Gedenken an meinen Vater“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1932 zurück. In Berlin ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 74 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Gedenken an meinen Vater“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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