Flugzeuggedanken von Joachim Ringelnatz

Dort unten ist die Erde mein
Mit Bauten und Feldern des Fleißes.
Wenn ich einmal werde nicht mehr sein,
Dann graben sie mich dort unten hinein,
Ich weiß es.
 
Dort unten ist viel Mühe und Not
Und wenig wahre Liebe. –
Nun stelle ich mir sekundenlang
Vor, daß ich oben hier bliebe,
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Ewig, und lebte und wäre doch tot...
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Oh, macht mich der Gedanke bang.
 
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Mein Herz und mein Gewissen schlägt
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Lauter als der Propeller.
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Du Flugzeug, das so schnell mich trägt,
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Flieg schneller!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Flugzeuggedanken“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
83
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

„Flugzeuggedanken“ ist ein Lyrikwerk des deutschen Schriftstellers und Kabarettisten Joachim Ringelnatz, der zwischen 1883 und 1934 lebte. Ringelnatz gehört somit zur Kunst- und Literaturgeschichte des späten 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts und verfasste sein Werk in einer Zeit großer technologischer und gesellschaftlicher Umbrüche.

Betrachtet man das Gedicht zunächst holistisch, fällt auf, dass der Autor durch die Perspektive eines Flugzeugpassagiers spielt und durch die Höhe eine Distanz zur Erde und dem irdischen Leben bietet, das er als „Mühe und Not“ charakterisiert. Die Wahrnehmung der Welt von oben dient hier als Symbol für eine außeralltägliche, abstrahierte Perspektive auf das Leben.

Im Inhalt des Gedichts stehen sowohl die Reflexion über die Vergänglichkeit als auch die Sehnsucht nach einem Leben jenseits der irdischen Beschränkungen und Konflikte im Vordergrund. In der ersten Strophe spekuliert das lyrische Ich über seinen eigenen Tod und dessen Unausweichlichkeit. In der zweiten Strophe beschäftigt es sich mit der Unzulänglichkeit des Weltlichen, das sich in „viel Mühe und Not“ sowie in der seltenen „wahren Liebe“ äußert. Kontrastiert mit der Sehnsucht nach ewigem Leben, zeugt dies von einer tiefgreifenden Unzufriedenheit mit dem Status quo.

In der dritten Strophe wird die innere Unruhe des lyrischen Ichs dann sichtbar, wenn Herz und Gewissen „lauter als der Propeller“ schlagen. Es wünscht sich ein hastiges Fliegen, was als Flucht vor den belastenden Gedanken interpretiert werden kann.

Die formale Analyse zeigt, dass das Gedicht in drei Strophen unterschiedlicher Länge unterteilt ist, was als Spiegelbild der dynamischen und unvorhersehbaren Gedanken des lyrischen Ichs gesehen werden könnte. In der Sprache herrschen einfache, klare Worte vor, die es dem Leser ermöglichen, sich mit der existenziellen Auseinandersetzung des lyrischen Ichs zu identifizieren. Durch die direkte Ansprache des Flugzeugs entsteht zudem ein eindringlicher Dialog, der das lyrische Ich als aktiven Denker und Fühler positioniert.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Flugzeuggedanken“. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1933 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 83 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Zum Autor des Gedichtes „Flugzeuggedanken“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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