Flackerschein von Paul Haller

Ich sah einer Flamme goldhaarig Flackern,
Da war’s nur ein Schein auf welligem Strom,
Mondlicht, wer weiß, aus den Bäumen geronnen,
Sonngeweb, hinter Wolken gesponnen.
 
O meine Seele, was quält dich der Tag?
Warst doch aus Feuer zur Flamme geboren,
Wurdest ein Flackerschein,
Weitab von der Sonne verloren.
 
Freu dich, der Abend sinkt.
10 
Goldene Decken breiten sich linde.
11 
Schlummer, kühl mir das Haupt,
12 
Dem weinenden Kinde.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Flackerschein“

Autor
Paul Haller
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
nach 1898
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Flackerschein“ ist von Paul Haller, einem Schweizer Schriftsteller, der von 1882 bis 1920 lebte. Dieses lässt sich zeitlich der Epoche des Symbolismus zuordnen, in der die direkte Darstellung von Wirklichkeit vermieden und stattdessen symbolhafte, sprachlich aufgeladene Bilder eingesetzt wurden, um tiefergehende Aussagen zu treffen.

Bereits beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck, dass es sich um einen starken lyrischen Ausdruck von Innerlichkeit, Nachdenklichkeit und Melancholie handelt. Es scheint sich um eine metaphorische Beschreibung von Seelenzuständen unter Einbezug natürlicher Phänomene zu handeln.

Der Inhalt des Gedichts wirkt zugleich einfühlsam und rätselhaft. Das lyrische Ich reflektiert über eine wahrgenommene Flamme, die sich als ein Schein auf einem Wellenstrom erweist, vielleicht durch Mondlicht erzeugt oder eine sonnenartige Weberei hinter Wolken. Die Flamme wird als Metapher für die menschliche Seele verwendet, die sich quält und von ihrer ursprünglichen Flamme zur flackernden Erscheinung wird, weit weg von der Sonne, dem Symbol der Wahrheit und Erkenntnis. Die dritte Strophe empfiehlt, sich zu freuen, wenn der Abend einfällt und goldenen Decken sanft ausgebreitet werden. Es lädt zum Schlaf ein, um den Schmerz der Seele zu lindern.

Die Form und Sprache des Gedichts sind charakteristisch für den Symbolismus. Durch die hochsymbolischen Bilder und den vermehrten Einsatz von Metaphern lädt das Gedicht zur vielseitigen Interpretation und Reflexion ein. Die Verse sind symmetrisch aufgebaut und bestehen jeweils aus vier Zeilen pro Strophe. Die sprachlichen Bilder des Gedichts sind naturverbunden und ästhetisch ansprechend und schaffen eine visuelle und emotionale Atmosphäre. Metaphern wie „goldhaarig Flackern“, „Flackerschein“ und „weinendes Kind“ sind eindrucksvolle sprachliche Bilder, die dazu beitragen, die Aussage und das Gefühl des lyrischen Ichs zu vermitteln.

Weitere Informationen

Paul Haller ist der Autor des Gedichtes „Flackerschein“. 1882 wurde Haller in Rein bei Brugg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1898 bis 1920 entstanden. Der Erscheinungsort ist Aarau. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Naturalismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Haller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 67 Worte. Paul Haller ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abseits (Haller)“ und „Adie Wält“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Flackerschein“ weitere 65 Gedichte vor.

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