Fürs Leben von Johann Wolfgang von Goethe
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Nach diesem Frühlingsregen, |
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Den wir so warm erfleht, |
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Weibchen, o sieh den Segen, |
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Der unsre Flur durchweht! |
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Bis in die blaue Trübe |
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Verliert sich unser Blick! |
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Hier wandelt noch die Liebe, |
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Hier hauset noch das Glück. |
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Das Pärchen weißer Tauben, |
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Du siehst, es fliegt dorthin, |
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Wo um besonnte Lauben |
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Gefüllte Veilchen blühn. |
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Dort banden wir zusammen |
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Den allerersten Strauß, |
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Dort schlugen unsre Flammen |
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Zuerst gewaltig aus. |
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Doch als uns vom Altare, |
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Nach dem beliebten Ja, |
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Mit manchem jungen Paare, |
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Der Pfarrer eilen sah, |
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Da gingen andre Sonnen |
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Und andre Monden auf, |
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Da war die Welt gewonnen |
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Für unsern Lebenslauf. |
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Und hunderttausend Siegel |
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Bekräftigten den Bund, |
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Im Wäldchen auf dem Hügel, |
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Im Busch am Wiesengrund, |
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In Höhlen, im Gemäuer, |
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Auf des Geklüftes Höh, |
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Und Amor trug das Feuer |
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Selbst in das Rohr am See. |
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Wir wandelten zufrieden, |
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Wir glaubten uns zu zwei; |
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Doch anders war's beschieden, |
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Und sieh! wir waren drei, |
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Und vier und fünf und sechse, |
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Sie saßen um den Topf, |
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Und nun sind die Gewächse |
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Fast all uns übern Kopf. |
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Und dort, in schöner Fläche, |
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Das neugebaute Haus |
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Umschlingen Pappelbäche, |
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So freundlich sieht's heraus. |
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Wer schaffte wohl da drüben |
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Sich diesen frohen Sitz? |
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Ist es mit seiner Lieben |
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Nicht unser braver Fritz? |
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Und wo im Felsengrunde |
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Der eingeklemmte Fluß |
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Sich schäumend aus dem Schlunde |
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Auf Räder stürzen muß: |
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Man spricht von Müllerinnen, |
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Und wie so schön sie sind; |
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Doch immer wird gewinnen |
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Dort hinten unser Kind. |
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Doch wo das Grün so dichte |
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Um Kirch und Rasen steht, |
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Da, wo die alte Fichte |
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Allein zum Himmel weht, |
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Da ruhet unsrer Toten |
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Frühzeitiges Geschick |
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Und leitet von dem Boden |
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Zum Himmel unsern Blick. |
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Es blitzen Waffenwogen |
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Den Hügel schwankend ab. |
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Das Heer, es kommt gezogen, |
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Das uns den Frieden gab. |
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Wer mit der Ehrenbinde |
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Bewegt sich stolz voraus? |
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Es gleichet unserm Kinde! |
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So kommt der Karl nach Haus. |
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Den liebsten aller Gäste |
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Bewirtet nun die Braut; |
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Sie wird am Friedensfeste |
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Dem Treuen angetraut. |
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Und zu den Feiertänzen |
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Drängt jeder sich herbei; |
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Da schmückest du mit Kränzen |
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Der jüngsten Kinder drei. |
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Bei Flöten und Schalmeien |
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Erneuert sich die Zeit, |
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Da wir uns einst im Reihen |
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Als junges Paar gefreut; |
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Und in des Jahres Laufe, |
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Die Wonne fühl ich schon! |
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Begleiten wir zur Taufe |
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Den Enkel und den Sohn. |
Details zum Gedicht „Fürs Leben“
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1749 - 1832
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Fürs Leben“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Der Autor Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. Zwischen den Jahren 1765 und 1832 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Schiller, Goethe und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.
Goethe (geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main; verstorben am 22. März 1832 in Weimar) ist einer der bedeutendsten Dichter der Weimarer Klassik. Im Jahr 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Literaturepoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik typisch. Während man in der Epoche des Sturm und Drangs die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die berühmtesten Autoren der Klassik sind: Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried von Herder und Christoph Martin Wieland.
Das 376 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 88 Versen mit insgesamt 11 Strophen. Die Gedichte „An den Schlaf“, „An den Selbstherscher“ und „An die Entfernte“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Zum Autor des Gedichtes „Fürs Leben“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1617 Gedichte veröffentlicht.
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- An den Schlaf
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- An die Entfernte
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