An Lida von Johann Wolfgang von Goethe

Den einzigen, Lida, welchen du lieben kannst,
Forderst du ganz für dich und mit Recht.
Auch ist er einzig dein.
Denn, seit ich von dir bin,
Scheint mir des schnellsten Lebens
Lärmende Bewegung
Nur ein leichter Flor, durch den ich deine Gestalt
Immerfort wie in Wolken erblicke:
Sie leuchtet mir freundlich und treu,
10 
Wie durch des Nordlichts bewegliche Strahlen
11 
Ewige Sterne schimmern.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „An Lida“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1781
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „An Lida“ stammt von Johann Wolfgang von Goethe, der von 1749 bis 1832 gelebt hat. Zeitlich einordnen lässt es sich in die Epoche der Weimarer Klassik, in der Goethe eine herausragende Schriftstellerpersönlichkeit war.

Beim ersten Lesen fällt die tiefe Emotionalität und Melancholie auf, die in den leidenschaftlichen Zeilen ausgedrückt wird. Das lyrische Ich scheint sich in einer intensiven Liebesbeziehung zu Lida zu befinden, die ihn auch in seiner Abwesenheit stark prägt und in ihm ein Gefühl von Sehnsucht hinterlässt.

Im Inhalt drückt das lyrische Ich seine tiefe Verbindung zu Lida und nennt sie als die einzige Person, die es lieben kann. Gleichzeitig ist es sich ihrer Liebe sicher, betont aber auch die Exklusivität dieser Liebe („Auch ist er einzig dein.“). Es betont, dass alles andere im Leben, selbst die lebhaftesten Ereignisse, im Vergleich zu seinem Gefühl für Lida nur wie ein „leichter Flor“ wirken. Unentwegt sieht er ihr Bild vor sich – selbst durch Wolken hindurch. Es ist nicht zu entkommen, sie erscheint ihm wie ein ewig schimmernder Stern.

Formal ist das Gedicht in einer einzigen elfzeiligen Strophe gehalten, es hat also die Form eines Sonetts in einer weiter gefassten Definition. Dabei weist es einen charakteristischen Wechsel von Jamben und Trochäen auf, was eine rhythmische Spannung erzeugt und so die emotional geladene Atmosphäre unterstreicht.

Die Sprache von Goethe ist durch hohe Emotionalität und Metaphorik gekennzeichnet. Er bedient sich Bildern aus der Natur („wie in Wolken“, „durch des Nordlichts bewegliche Strahlen“) um seine Gefühle auszudrücken. Die Wahl dieses Bildinventars zeigt die tiefe Verbundenheit des lyrischen Ichs mit seinem Gefühlsleben und suggeriert eine unmittelbare, unausweichliche Präsenz Lidas in seiner Welt.

Abschließend lässt sich sagen, dass „An Lida“ ein tief emotional geprägtes Liebesgedicht ist, in dem Goethe auf exemplarische Weise die Sehnsucht, die Leidenschaft und die Eindringlichkeit einer großen Liebe zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Johann Wolfgang von Goethe ist der Autor des Gedichtes „An Lida“. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1781. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang ist eine Strömung in der deutschen Literaturgeschichte, die häufig auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet wird. Die Epoche ordnet sich nach der Literaturepoche der Empfindsamkeit und vor der Klassik ein. Sie lässt sich auf die Zeit zwischen 1765 und 1790 eingrenzen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Prägend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Literaturepoche endete im Jahr 1832 mit dem Tod Johann Wolfgang von Goethes. Sowohl die Bezeichnung Klassik als auch die Bezeichnung Weimarer Klassik sind gebräuchlich. Das literarische Zentrum dieser Epoche lag in Weimar. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die bedeutenden Themen. Die Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. In der Gestaltung wurde das Gesetzmäßige, Wesentliche, Gültige sowie der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache häufig roh und derb ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Goethe, Schiller, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch andere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 62 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 11 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Johann Wolfgang von Goethe sind „Am 1. October 1797“, „Amytnas“ und „An Annetten“. Zum Autor des Gedichtes „An Lida“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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