Am 1. October 1797 von Johann Wolfgang von Goethe

War doch gestern dein Haupt noch so braun wie die Locke der Lieben
Deren holdes Gebild still aus der Ferne mir winkt;
Silbergrau bezeichnet dir früh der Schnee nun die Gipfel,
Der sich in stürmender Nacht dir um den Scheitel ergoß.
Jugend, ach! ist dem Alter so nah; durchs Leben verbunden,
Wie ein beweglicher Traum gestern und heute verband.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Am 1. October 1797“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
59
Entstehungsjahr
1799
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Am 1. Oktober 1797“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Literatur. Goethe lebte im 18. und 19. Jahrhundert, das Gedicht wurde folglich in der Epoche der Weimarer Klassik geschrieben.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen nachdenklichen Eindruck. Es scheint sich mit dem Thema Alter und Vergänglichkeit zu auseinanderzusetzen und erweckt ein Gefühl der Melancholie.

Inhaltlich wird eine Reflexion über das Altern und die flüchtige Natur von Jugend dargestellt. Das lyrische Ich betrachtet sein Haar, das von „braun“ zu „silbergrau“ übergegangen ist – ein klares Symbol für das Altern. Dabei scheinen die Veränderungen schnell und unerwartet zu geschehen („War doch gestern dein Haupt noch so braun“). Es wird auch eine Verbindung zur Liebe hergestellt („wie die Locke der Lieben, deren holdes Gebild still aus der Ferne mir winkt“), was vielleicht ein Gefühl der Nostalgie und Sehnsucht nach vergangenen Zeiten ausdrückt. Das Gedicht endet mit einer Betrachtung der Schnelllebigkeit des Lebens, die Jugend ist dem Alter nah, sie sind durch das Leben miteinander verbunden („Jugend, ach! ist dem Alter so nah; durchs Leben verbunden“).

In seiner Form hat das Gedicht sechs Verse, die in einer einzelnen Strophe zusammengeführt sind. Die Sprache ist eher formal und gehört zu Goethes typischer Ausdrucksweise. Geprägt ist sie durch eindrückliche Metaphern, wie die des „silbergrauen“ Haares als Symbol für das Altern und den als „beweglichen Traum“ bezeichneten Wechsel von gestern und heute.

Insgesamt scheint das Hauptthema des Gedichts das Altern und die Vergänglichkeit der Zeit zu sein. Es drückt sowohl eine Melancholie und Resignation über den unvermeidlichen Prozess des Alterns aus, als auch eine Bewunderung für die Schönheit und Beständigkeit der Liebe und des Lebens an sich. Es weckt damit Gefühle von Wehmut und Nostalgie, vermittelt aber auch eine Art von Akzeptanz.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Am 1. October 1797“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wolfgang von Goethe. 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. 1799 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Tübingen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren zwischen 1765 und 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Auflehnen oder Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung zusammenfassen. Das philosophische und literarische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die alten Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik dauerte von 1786 bis 1832 an. Bedeutende Vertreter dieser Epoche waren Goethe und Schiller. Die zeitliche Abgrenzung orientiert sich dabei an dem Schaffen Goethes. So wird dessen erste Italienreise 1786 als Beginn der deutschen Klassik angesehen, die dann mit seinem Tod 1832 ihr Ende nahm. Literarisches Zentrum und Ausgangspunkt der Weimarer Klassik (kurz auch oftmals einfach nur Klassik genannt) war Weimar. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Weimarer Klassik nach Harmonie, Vollkommenheit, Humanität und der Übereinstimmung von Inhalt und Form gesucht. In der Lyrik haben die Dichter auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders geschätzt. Des Weiteren verwendeten die Autoren eine gehobene, pathetische Sprache. Goethe, Schiller, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 59 Worte. Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Schlaf“, „An den Selbstherscher“ und „An die Entfernte“. Zum Autor des Gedichtes „Am 1. October 1797“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.

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