Eva von Rainer Maria Rilke

Einfach steht sie an der Kathedrale
großem Aufstieg, nah der Fensterrose,
mit dem Apfel in der Apfelpose,
schuldlos-schuldig ein für alle Male
 
an dem Wachsenden, das sie gebar,
seit sie aus dem Kreis der Ewigkeiten
liebend fortging, um sich durchzustreiten
durch die Erde, wie ein junges Jahr.
 
Ach, sie hätte gern in jenem Land
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noch ein wenig weilen mögen, achtend
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auf der Tiere Eintracht und Verstand.
 
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Doch da sie den Mann entschlossen fand,
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ging sie mit ihm, nach dem Tode trachtend,
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und sie hatte Gott noch kaum gekannt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Eva“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1918
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorliegenden Gedichts ist Rainer Maria Rilke, ein bedeutender Lyriker der Moderne, der von 1875 bis 1926 lebte. Das Gedicht ist also zeitlich in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert einzuordnen.

Auf den ersten Eindruck wird durch die dichterische Sprache und die Verwendung biblischer Themen eine feierliche Stimmung erzeugt. Es scheint, als würde Rilke eine monumentale Szene malen.

Inhaltlich lässt sich das Gedicht auf die biblische Figur der Eva und ihrer Rolle in der christlichen Schöpfungsgeschichte zurückführen. Das lyrische Ich stellt Eva als Figur dar, die schuldlos-schuldig, stellvertretend für alle Menschen, steht. Sie ist diejenige, die den Kreis der Ewigkeit verlassen hat und sich durch die Erde kämpfen musste.

Rilkes Eva wird als Mutter alles Wachsenden präsentiert, die aus der Zeitlosigkeit austritt und sich in die Welt der Geschöpflichkeit begibt. Sie ist eine Figur des Übergangs, die aus dem Paradies der Tiere und ihrer Eintracht fortgeht, weil sie den Willen des Mannes folgt. In der letzten Strophe wird deutlich, dass sie Gott kaum kannte, bevor sie zum ersten Mal den Tod suchte.

Die Form des Gedichts ist gekennzeichnet durch das regelmäßige Versmaß und die klar gegliederten Strophen. Rilke nutzt treffende Metaphern wie „Apfelpose“, um die Szene bildhaft zu gestalten. Der Sprachstil ist gehoben und bildreich, passend zu der gravitätischen Thematik.

Die Sprache des Gedichts ist reich an biblischen Anspielungen und Metaphern, insbesondere der „Apfelpose“, die eine direkte Verbindung zur Sünde Evas im Paradies herstellt. Die Worte sind sorgfältig gewählt und erzeugen eine Atmosphäre von Ernsthaftigkeit und Schicksal. Im Rahmen der Moderne kann das Gedicht auch als Auseinandersetzung mit der Rolle der Frau und religiösen Motiven gedeutet werden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Eva“ des Autors Rainer Maria Rilke. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Im Jahr 1918 ist das Gedicht entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 88 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Die Gedichte „Abend in Skaane“, „Absaloms Abfall“ und „Adam“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Eva“ weitere 338 Gedichte vor.

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