Entsagung von Clemens Brentano
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Die Abendwinde wehen, |
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ich muß zur Linde gehen, |
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muß einsam weinend stehen, |
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es kommt kein Sternenschein; |
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die kleinen Vöglein sehen |
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betrübt mir zu und flehen, |
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und wenn sie schlafen gehen, |
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dann wein' ich ganz allein! |
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Ich hör' ein Sichlein rauschen, |
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wohl rauschen durch den Klee, |
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ich hör' ein Mägdlein klagen |
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von Weh, von bitterm Weh! |
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Ich soll ein Lied dir singen, |
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ich muß die Hände ringen, |
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das Herz will mir zerspringen |
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in bittrer Tränenflut, |
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ich sing' und möchte weinen; |
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solang der Mond mag scheinen, |
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sehn' ich mich nach der einen, |
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bei der mein Leiden ruht! |
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Ich hör' ein Sichlein rauschen usw. |
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Mein Herz muß nun vollenden, |
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da sich die Zeit will wenden, |
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es fällt mir aus den Händen |
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der letzte Lebenstraum. |
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Entsetzliches Verschwenden! |
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In allen Elementen |
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mußt' ich den Geist verpfänden, |
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und alles war nur Schaum! |
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Ich hör' ein Sichlein rauschen usw. |
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Wie letzte Lebenswelle |
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Zum Strom der Nacht mich treibt, |
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da weiß ich, daß die Schmerzen |
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gebären meinem Herzen |
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und löschen alle Kerzen, |
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daß du mir leuchtend bleibst. |
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Ich hör' ein Sichlein rauschen, |
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wohl rauschen durch den Klee, |
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ich hör' ein Mägdlein klagen |
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von Weh, von bitterm Weh! |
Details zum Gedicht „Entsagung“
Clemens Brentano
4
40
189
1778 - 1842
Romantik
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Entsagung“ ist Clemens Brentano. Im Jahr 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. In der Zeit von 1794 bis 1842 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis spät in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere auf den Gebieten der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die damalige Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Romantik finden sich verschiedene charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.
Das 189 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Clemens Brentano sind „Als Herr Künzel neulich bat“, „Kennt ihr das Fräulein Dienchen nicht ...“ und „Ihr himmlischen Fernen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Entsagung“ weitere 297 Gedichte vor.
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