Die unmögliche Tatsache von Christian Morgenstern
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Palmström, etwas schon an Jahren, |
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wird an einer Straßenbeuge |
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und von einem Kraftfahrzeuge |
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überfahren. |
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‚Wie war‘ (spricht er, sich erhebend |
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und entschlossen weiterlebend) |
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‚möglich, wie dies Unglück, ja –: |
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daß es überhaupt geschah? |
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‚Ist die Staatskunst anzuklagen |
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in Bezug auf Kraftfahrwagen? |
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Gab die Polizeivorschrift |
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hier dem Fahrer freie Trift? |
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‚Oder war vielmehr verboten, |
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hier Lebendige zu Toten |
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umzuwandeln, – kurz und schlicht: |
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Durfte hier der Kutscher nicht –?‘ |
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Eingehüllt in feuchte Tücher, |
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prüft er die Gesetzesbücher |
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und ist alsobald im Klaren: |
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Wagen durften dort nicht fahren! |
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Und er kommt zu dem Ergebnis: |
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Nur ein Traum war das Erlebnis. |
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Weil, so schließt er messerscharf, |
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nicht sein kann, was nicht sein darf. |
Details zum Gedicht „Die unmögliche Tatsache“
Christian Morgenstern
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107
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Die unmögliche Tatsache“ und stammt von Christian Morgenstern, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1871 bis 1914 lebte. Die zeitliche Einordnung fällt also in das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert, genauer in die Epoche des Symbolismus und der beginnenden Moderne.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht recht humoristisch und skurril, es spielt mit der Wahrnehmung und Realität auf einer absurd-komischen Weise.
Der Inhalt des Gedichtes stellt eine Art surrealer Geschichte dar: Palmström, eine Figur, die schon etwas älter ist, wird von einem Auto an einer Straßenkurve überfahren. Trotz dieses scheinbaren Unglücks steht er auf und wundert sich, wie das überhaupt passieren konnte. Er hinterfragt die Rolle des Staates und der Polizeivorschriften bezüglich des Verkehrs und fragt sich, ob es hier dem Fahrer erlaubt war zu fahren. Nachdem er die Gesetzbücher geprüft hat, stellt er fest, dass dort tatsächlich keine Fahrzeuge fahren durften. Daher kommt er zu dem Schluss, dass das gesamte Erlebnis nur ein Traum gewesen sein konnte, denn „nicht sein kann, was nicht sein darf“.
Das lyrische Ich stellt damit die Übereinstimmung von vermeintlicher und tatsächlicher Realität in Frage. Das Gedicht spielt mit der Vorstellung, dass Gesetze und Regeln das tatsächliche Geschehen formen und bewertet werden können, obwohl sichtbare Ereignisse etwas anderes nahelegen könnten.
Formal besteht das Gedicht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen, also einem gängigen Vierzeiler. Die Sprache ist klar und verständlich, ohne viel metaphorische Ausschmückung. Es wird eine Art erzählende Dichtung präsentiert, die absurd-surrealistische Elemente aufweist. Die kurzen, prägnanten Fragen und Aussagen prägen den Rhythmus und unterstützen die humoristisch-absurde Gesamtstimmung des Gedichts.
Zusammengefasst ist „Die unmögliche Tatsache“ ein interessantes Beispiel für Morgensterns humoristisch-absurde Lyrik, die Realität und Bürokratie auf spielerische Weise hinterfragt. Es thematisiert auf humorvolle Art und Weise menschliche Wahrnehmung und Interpretation von Wirklichkeit und Gesetz.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Die unmögliche Tatsache“ ist Christian Morgenstern. 1871 wurde Morgenstern in München geboren. 1909 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 107 Worte. Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“, „Das Auge der Maus“ und „Das Böhmische Dorf“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die unmögliche Tatsache“ weitere 189 Gedichte vor.
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