Die Leipziger Fliege von Joachim Ringelnatz

Ob wohl die Fliegen Eier in uns legen,
Wenn sie so lange auf uns sitzen bleiben,
Und wir sie, weil wir schlafen, nicht vertreiben?
 
Man sollte seinen Körper viel mehr pflegen.
Die Fliege, die mich darauf brachte,
Als ich in meinem Mietslogis erwachte,
War eine greisenhafte und ergraute,
 
Daß ich nur zaghaft mir getraute,
Sie wenigstens ein bißchen totzuschlagen.
 
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Sie sterben im November sowieso
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In Leipzig. (Später als wie anderswo.)
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Wie können Sterbende doch oft noch plagen,
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Das Alter stimmt nicht immer mild.
 
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Sie sind unheimlich dann und boshaft wild.
 
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Doch unter solcher feuchten Sumpfluft leiden
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Alle. Leipzig hat seinen Hustenreiz.
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Man sollte im November Leipzig meiden,
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Nach Frankreich reisen oder in die Schweiz.
 
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Die Fliege hat mir alle Lust genommen.
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Ich bin nicht wach und bin auch nicht im Schlaf.
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Als müßte ein Gewitter kommen.
 
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Ob wohl ein Blitz je eine Fliege traf?
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Die Leipziger Fliege“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
144
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Leipziger Fliege“ stammt von Joachim Ringelnatz, der am 7. August 1883 geboren wurde und am 17. November 1934 verstarb. Das Gedicht kann zeitlich in die Zeit Ringelnatz's Leben eingeordnet werden, also in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht der Eindruck einer lockeren, humorvollen und gleichzeitig nachdenklichen Stimmung. Das Gedicht stellt eine Beobachtung des lyrischen Ichs dar und regt dazu an, über das Verhältnis der Menschen zu Fliegen und zum eigenen Körper nachzudenken.

Der Inhalt des Gedichts besteht aus verschiedenen Gedanken und Beobachtungen des lyrischen Ichs. Es stellt die Frage, ob Fliegen ihre Eier in den Menschen legen, wenn sie lange auf ihnen sitzen bleiben und die Menschen schlafen. Daraufhin kommt das lyrische Ich zu dem Schluss, dass man seinen Körper mehr pflegen sollte, da es von einer alten und ergrauten Fliege geweckt wurde. Das lyrische Ich fühlt sich von der Fliege geplagt und traut sich nicht, sie zu töten. Es stellt fest, dass Fliegen sowieso im November in Leipzig sterben, aber dennoch im Sterben noch unangenehm sein können, da das Alter nicht immer mild ist. Die Fliegen werden dann als unheimlich und boshaft wild beschrieben. Das lyrische Ich leidet unter der feuchten Luft und den hustenreizenden Bedingungen in Leipzig und kommt zu dem Schluss, Leipzig im November zu meiden und nach Frankreich oder in die Schweiz zu reisen. Die Fliege hat dem lyrischen Ich alle Lust genommen und es fühlt sich wie vor einem Gewitter. Das Gedicht endet mit der Frage, ob eine Fliege jemals von einem Blitz getroffen wurde.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in acht Strophen unterteilt, wobei die Strophen unterschiedlich viele Verse enthalten. Die Sprache ist eher schlicht und nicht übermäßig komplex, wodurch eine gewisse Leichtigkeit und Witzigkeit entsteht. Es werden auch Alliterationen und Reime verwendet, um den Fluss des Gedichts zu unterstützen. Insgesamt ist die Struktur des Gedichts klar und gut verständlich.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Leipziger Fliege“ ist Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 144 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Zum Autor des Gedichtes „Die Leipziger Fliege“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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