Nur einer noch strebt zu dem Himmelsbogen von Clemens Brentano
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Nur einer noch strebt zu dem Himmelsbogen |
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Der letzte ist's, die grüne Hoffnung spielt |
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So bang um ihn, der ewig hingezogen |
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Im Himmelblau, die letzte Blüte kühlt. |
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Die Blüte harrt, will daß aus jenen Wogen, |
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Ein Sternlein ihr in Busen fall', doch wühlt |
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Ein schwarzer Sturm, in sanften Himmelsmeeren |
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Und ohn' den Stern, kann lang die Blüt' nicht währen. |
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Und endlich irrt, von unerstiegnen Höhen |
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Die es verließ, und nimmermehr erringt |
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Ein Wesen her; das mir mit süßen Wehen |
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Den Busen löst. Zur offnen Wunde dringt |
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Sein höhres Leben. Nie wird mir's vergehen |
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Weil mein Gebet sich um die Schönheit schlingt. |
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Doch kann sie nur sich schön herniederneigen |
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Und ohne sie ich nie die Höh' ersteigen. |
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So fesselt mich die schönste Freiheit wieder |
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Mit ew'ger Sehnsucht an die Erde hin. |
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Denn sie verlor die Göttlichkeit der Lieder |
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Die sie elegisch singt. Der hohe Sinn |
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Blickt traurig zu der harten Erde nieder |
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Und sucht der Freude spärlichen Gewinn. |
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So bete ich zum Ewigen das nimmer |
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In ihr verlischt, und weine um die Trümmer. |
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Ein reines Wesen hat mich an der Stelle |
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Wo es mich liebend stille angerührt |
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Mit Heiligkeit erfüllt und zarter Helle. |
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Und alles, was das Leben zu mir führt |
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Wird wilde Woge, in der sanften Quelle |
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Die sich wie Ähnlichkeit in mir verliert. |
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Ich seh' im Quell die Sterne spiegelnd beben, |
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Den Spiegel aber wellenabwärts streben. |
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Es spricht die kalte Schönheit auch aus Dir |
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Die nichts erzeugt, als ihren eignen Willen |
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So schön zu sein, und jeder beuget ihr |
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Den eignen Sinn, ihn mit ihr anzufüllen. |
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Sie wandelt ewig sich nur schaffend hier. |
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Und nie kann sie die fremde Sehnsucht stillen. |
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Sie blickt in sich sich selbst so schön erbauet, |
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Denn sie erlischt wenn sie ins Leben schauet. |
Details zum Gedicht „Nur einer noch strebt zu dem Himmelsbogen“
Clemens Brentano
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289
1778 - 1842
Romantik
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Nur einer noch strebt zu dem Himmelsbogen“ des Autors Clemens Brentano. Im Jahr 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1794 bis 1842 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein andauerte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Schriften gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Vergänglichkeit, Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist völlig offen. Kein starres Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 289 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 40 Versen. Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Wenn der lahme Weber träumt, er webe“, „Im Wetter auf der Heimfahrt“ und „Die Abendwinde wehen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nur einer noch strebt zu dem Himmelsbogen“ weitere 297 Gedichte vor.
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