Ein Ritter an dem Rheine ritt von Clemens Brentano

Ein Ritter an dem Rheine ritt
In dunkler Nacht dahin,
Ein Ritterlein, das reitet mit
Und fragt: wohin dein Sinn?
 
Mein Sinn, der steht nach Minnen,
Ich hab' mich rumgeschlagen,
Und konnt' doch nichts gewinnen,
Und mußt' das Leben wagen.
 
Ei hast du nicht die Ehr' davon?
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Die Ehr' ist hohes Gut
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Ich hätt' die liebe Zeit davon,
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Die Ehr' ist mir kein Gut.
 
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Mein Blut ist hingeflossen
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Rot zu der Erde nieder,
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So warm ich es vergossen,
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Giebt mir's die Ehr' nicht wieder.
 
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Da sprach das kleine Ritterlein:
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Daß Gott sich dein erbarm'!
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Du mußt ein schlechter Ritter sein,
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Weil deine Ehr' so arm.
 
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Ich will nun mit dir rechten,
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Weil du nicht ehrst die Ehre;
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Mein Ehr' will ich verfechten,
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Setz deine nur zur Wehre.
 
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Des Ritters Unwill war sehr groß,
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Drum er vom Rosse sprang,
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Auch machet sich der kleine los
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Und sich zur Erde schwang.
 
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Da fühlt sich der Geselle
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Von hinten fest umwinden,
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Es ist die Nacht nicht helle,
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Sie streiten wie die Blinden.
 
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Und sinken beide in den Klee
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Ei sprich! wer hat gesiegt!
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Der Ritter ohne Ach und Weh
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Bei einer Jungfrau liegt.
 
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Ei hast du nicht die Ehr' davon?
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Die Ehr' ist hohes Gut
39 
Ich hätt' die liebe Zeit davon,
40 
Die Ehr' ist mir kein Gut.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Ein Ritter an dem Rheine ritt“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
214
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ein Ritter an dem Rheine ritt“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Clemens Brentano. Im Jahr 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Im Zeitraum zwischen 1794 und 1842 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hineinreichte. Insbesondere in den Bereichen der Literatur, Musik oder der bildenden Kunst hatte diese Epoche umfangreiche Auswirkungen. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die beginnende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das 214 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Im Wetter auf der Heimfahrt“, „Die Abendwinde wehen“ und „14. Juli 1834“. Zum Autor des Gedichtes „Ein Ritter an dem Rheine ritt“ haben wir auf abi-pur.de weitere 297 Gedichte veröffentlicht.

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