Soldaten-Katechismus von Clemens Brentano
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Bist matt und müd, so sing ein Lied, |
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Aus Herzenslust, das stärkt die Brust. |
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In höchster Qual fluch' wohl einmal, |
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In heißem Streit Gott dir's verzeiht. |
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Geh in die Schanz froh wie zum Tanz, |
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Heil giebt der Tod, das Leben Not. |
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Gefangen sein ist große Pein, |
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Viel besser ficht bis 's Aug dir bricht. |
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Scheint grausam dir dein Offizier, |
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Bedenke hart ist Krieges Art. |
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Der Bürger schwätzt, der Prahler wetzt, |
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Der Krieger ficht, Mensch richte nicht. |
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Nicht räsonier', wie man dich führ', |
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Du bist im Plan, man giebt ihn an. |
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Montur ist eng, Ordnung gestreng, |
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Für alles steht, der vor dir geht. |
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Halt trocken rein so Schloß als Stein, |
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Leicht ist's geputzt und viel es nutzt. |
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Bad', wasche dich, wenn's schicket sich, |
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Gesund dich's hält, und kost't kein Geld. |
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Wo du quartiert, hilf gern dem Wirt, |
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Dann tut er dir mehr als Gebühr. |
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Du bist Soldat, die Kriegestat |
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Sei dein Genuß aus Will und Muß. |
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Hart ist die Nuß, doch beißt das Muß |
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Den Kern heraus, das sei dein Schmaus! |
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Sei treu der Fahn' stets zugetan, |
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Du schworst bei ihr, nicht desertier'. |
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Mit Magd und Weib nicht Mutwill treib, |
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Die dich gebar auch beides war. |
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Getreue Lieb' nur Einer gieb, |
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Das stärkt in Schlacht und Todesnacht. |
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Wer alle Tag' treibt neuen Scherz, |
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Hat statt dem Herz 'neu Taubenschlag. |
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Trink nicht zuviel beim Würfelspiel |
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Das giebt bös Wort und bringt in Mord. |
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Halt auf die Ehr', doch überhör' |
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Ein Wort, das leicht vom Munde streicht. |
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Hart ist die Zeit, such' keinen Streit, |
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Als wo der Feind im Feld erscheint. |
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Schneid kein Gesicht dem Schwächern nicht, |
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Ein Schwacher ist doch auch ein Christ. |
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Verleumd' geschwind kein armes Kind, |
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Wer Böses spricht, sich selber sticht. |
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Die Landwehr ehr', ihr Dienst ist schwer, |
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Läßt Hof und Haus und hilft dir aus. |
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In Feindes Land üb' keine Schand, |
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Das merkt er sich und schützet dich. |
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Doch trau' auch nicht auf jed Gesicht, |
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Sei streng und mild, ein edles Bild. |
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Wer als dein Feind gesund erscheint, |
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Dein Bruder wird, ist er blessiert. |
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53 |
Bei Glockenklang und Kirchensang |
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Den Hut fein zieh, und beug die Knie. |
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Wo kein Kapell, die Augen hell |
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Bei Nacht und Tag zum Himmel schlag. |
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Ein Stoßgebet in Not erhöht |
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Des Mannes Mut und stillt das Blut. |
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59 |
Der Morgenstern steht Gott dem Herrn |
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Auch vor dem Zelt, ein frommer Held. |
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Mit Gott und Welt sei stets gestellt |
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Die Rechnung dein hübsch klar und rein. |
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Dann bist du frei, trifft dich das Blei, |
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Fällt dir dein Los in Gottes Schoß. |
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Am Morgen sprich, Gott segne mich, |
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Am Abend denk, Gott Schutz mir schenk. |
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Und in der Schlacht, Gott für mich wacht, |
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Der steht, der fällt, den er bestellt. |
Details zum Gedicht „Soldaten-Katechismus“
Clemens Brentano
34
68
443
1778 - 1842
Romantik
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichtes „Soldaten-Katechismus“ ist Clemens Brentano. 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1794 bis 1842 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Zu großen gesellschaftlichen Umbrüchen führte die Industrialisierung. Die neue Maschinenwelt förderte Verstädterung und Landflucht. Die zuvor empfundene Geborgenheit war für die Romantiker in Auflösung begriffen. Als Merkmale der Literatur der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen zu benennen. Wichtige Symbole sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Die äußere Form von romantischer Dichtung ist dabei völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits direkt nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 443 Wörter. Es baut sich aus 34 Strophen auf und besteht aus 68 Versen. Die Gedichte „Als Herr Künzel neulich bat“, „Kennt ihr das Fräulein Dienchen nicht ...“ und „Ihr himmlischen Fernen“ sind weitere Werke des Autors Clemens Brentano. Zum Autor des Gedichtes „Soldaten-Katechismus“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 297 Gedichte vor.
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