O wie so oft von Clemens Brentano
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O wie so oft |
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Hab' ich ein Zeichen erhofft, |
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Zogen |
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Sterne den schimmernden Bogen |
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Durch die himmlische Leere |
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Durch die himmlische Tiefe, |
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Daß ich der irdischen Schwere |
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Endlich auf immer entschliefe, |
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Aber der Morgen |
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Löschte die Sterne aus, |
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Weckte die Sorgen, |
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Weckte des Herzens Haus, |
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Und des Alltäglichen Macht |
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Zwang die Ahndung der Nacht. |
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O wie so viel |
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Nahte der Sehnsucht das Ziel |
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Sanken |
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Dürstende müde Gedanken |
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Hin an brennender Schwelle |
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Selig kühlender Ferne, |
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Ach da stürzte zum Herzen die Welle |
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Und das lachende Licht in die finsteren Sterne, |
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Aber die Ebbe |
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Kehrte, die Flut wich, |
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Heißer die Steppe |
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Umgürtet mit Glut mich, |
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Und den brennenden Pfeil |
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Mahnte das fliehende Ziel zur Eil'. |
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O wie so tief |
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Oft aus den Wogen mich's rief! |
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Fielen |
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Um nach den Sternen zu zielen |
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Tränen zu spiegelnden Seen |
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Die zwischen blumigten Wiesen, |
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Augen der Erde, aufsehen, |
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Himmlische Kinder zu grüßen. |
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Aber die Fläche |
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Ringelt, das Bild bricht, |
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Bittere Bäche |
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Rinnet so wild nicht! |
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Freudig ja springet ein Fisch, |
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Und ich mord' ihn, decke den Tisch. |
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O wie so rein |
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Wächst in der Schönheit der Schein, |
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Scheinet |
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Sie aus der Einfalt und einet |
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Recht in der lauteren Klarheit |
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Strahlen der himmlischen Güte |
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Zum sehenden sichtbaren Auge der Wahrheit, |
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Das das schaffet und selbst ist die Frucht und die Blüte |
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Aber die Dichter |
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Machen die Glieder zum Leibe gern |
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Schneiden Gesichter |
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In einen Kirschenkern |
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Traurig und lachend, o gebe |
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Lieber der Erde ihn, daß er lebe |
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Blütenvoll |
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Früchtevoll |
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Dir und den Deinen himmlischen Segen |
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Gebe |
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Auf irdischen Wegen. |
Details zum Gedicht „O wie so oft“
Clemens Brentano
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252
1778 - 1842
Romantik
Gedicht-Analyse
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „O wie so oft“ des Autors Clemens Brentano. Der Autor Clemens Brentano wurde 1778 in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1794 bis 1842 entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Brentano handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.
Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Philosophie und Theologie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Welt, die sich durch die einsetzende Industrialisierung und Verstädterung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. Wesentliche Motive in der Lyrik der Romantik sind die Ferne und Sehnsucht sowie das Gefühl der Heimatlosigkeit. Weitere Motive sind das Fernweh, das Nachtmotiv oder die Todessehnsucht. So symbolisierte die Nacht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch das Mysteriöse, Geheimnisvolle und galt als Ursprung der Liebe. Typische Merkmale der Romantik sind die Hinwendung zur Natur, die Weltflucht oder der Rückzug in Traumwelten. Insbesondere ist aber auch die Idealisierung des Mittelalters aufzuzeigen. Architektur und Kunst des Mittelalters wurden von den Romantikern wieder geschätzt. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken ist zu beobachten.
Das Gedicht besteht aus 61 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 252 Worte. Weitere Werke des Dichters Clemens Brentano sind „Brautgesang“, „Abschied vom Rhein“ und „O Traum der Wüste, Liebe, endlos Sehnen“. Zum Autor des Gedichtes „O wie so oft“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 297 Gedichte vor.
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