Ich bin durch die Wüste gezogen von Clemens Brentano

Ich bin durch die Wüste gezogen,
Des Sandes glühende Wogen
Verbrannten mir den Fuß.
Die Sonne sog mir im Zorne
Das Wasser aus jedem Borne,
Es folgte kein Regenguß.
Ich dürste, es bringen die Dorne
Mein siedendes Blut in Fluß.
 
Aus zog ich mit sieben Kamelen,
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Es lechzen unsere Kehlen,
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Wie rette ich Weib und Kind.
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Wo finde ich frische Quellen,
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Die Schätze von Gold und Juwelen
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Begrub im Sande der Wind.
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Soll uns das Leben nicht fehlen,
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O Himmel, regne geschwind!
 
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Ich wühlte mit glühendem Schwerte
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Den Kindern ihr Grab in der Erde,
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Bis auf das letzte fürwahr!
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Das ruht unterm Mutterherzen,
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Bis sie es in Jammer und Schmerzen
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Hinsterbend dem Tode gebar.
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Es heult die Hyäne, doch erzen
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Stellt mir sich das Schicksal dar.
 
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Gern hätte ich Tränen getrunken,
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Der Augen Quell ist versunken,
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Oase wie liegst du so fern!
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Vor Glut ist das Herz mir verglommen,
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Das Ziel, ich fühl' es gekommen,
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Ich rufe zum sinkenden Stern:
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Der Herr hat gegeben, genommen,
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Gelobt sei der Name des Herrn!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Ich bin durch die Wüste gezogen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
171
Entstehungsjahr
1778 - 1842
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Clemens Brentano ist der Autor des Gedichtes „Ich bin durch die Wüste gezogen“. 1778 wurde Brentano in Ehrenbreitstein (Koblenz) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1794 und 1842. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Brentano ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. So gilt beispielsweise die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die äußere Form von romantischer Literatur ist völlig offen. Kein festgesetztes Schema grenzt die Literatur ein. Dies steht ganz im Gegensatz zu den strengen Normen der Klassik. In der Romantik entstehen erstmals Sammlungen so genannter Volkspoesie. Bekannte Beispiele dafür sind Grimms Märchen und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn. Doch bereits unmittelbar nach Erscheinen der Werke wurde die literarische Bearbeitung (Schönung) durch die Autoren kritisiert, die damit ihre Rolle als Chronisten weit hinter sich ließen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 171 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Clemens Brentano ist auch der Autor für Gedichte wie „Wenn der lahme Weber träumt, er webe“, „Im Wetter auf der Heimfahrt“ und „Die Abendwinde wehen“. Zum Autor des Gedichtes „Ich bin durch die Wüste gezogen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 297 Gedichte veröffentlicht.

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